Tod vor Prozessbeginn

NS-TÄTER Mordverdächtiger ehemaliger SS-Mann Adolf S. in Duisburg mit 90 Jahren verstorben

BERLIN taz | In Deutschland wird es einen NS-Prozess weniger als erwartet geben. Adolf S., in Duisburg wegen der Tötung von 58 jüdischen Zwangsarbeitern im März 1945 im österreichischen Dorf Deutsch Schützen angeklagt, ist am Montag vergangener Woche verstorben. Das erklärte ein Sprecher des Duisburger Landgerichts gegenüber der taz. Der ehemalige SS-Mann wurde 90 Jahre alt.

Die Anklage gegen S. datierte vom vergangenen November. Zu einem Prozess kam es jedoch nicht mehr, weil bis zuletzt überprüft wurde, ob S. verhandlungsfähig war. Da keine Fluchtgefahr bestand, durfte der Rentner seine letzten Tage in seiner Duisburger Privatwohnung verbringen.

S. wurde verdächtigt, mindestens 58, möglicherweise aber auch über 100 jüdische Zwangsarbeiter kurz vor Kriegsende in einem Waldstück zusammen mit weiteren SS-Männern zunächst ausgeraubt und dann erschossen zu haben. Zudem soll er am Tag darauf einen erschöpften und nicht mehr gehfähigen jüdischen Zwangsarbeiter heimtückisch von hinten erschossen haben. Adolf S. wurde auf der Liste der meistgesuchten NS-Kriegsverbrecher des Simon-Wiesenthal-Instituts auf Platz vier geführt. KLAUS HILLENBRAND