Allah kommt in die Schule

Probeweise will die Landesregierung in Duisburg und Köln deutschsprachigen Islamunterricht einführen. Die Kirchen begrüßen das. Noch gibt es aber keine Lehrpläne – und keine Lehrer

VON NATALIE WIESMANN

Allah ist groß, Allah ist mächtig: An Kölner und Duisburger Schulen könnten muslimische Gebete in deutscher Sprache schon bald Wirklichkeit sein. Die beiden Großstädte wurden von der CDU-Landesregierung zu Modellregionen erklärt. Gemeinsam mit den örtlichen muslimischen Verbänden und in Deutschland ausgebildeten Islam-Lehrern will sie Lehrpläne entwickeln. „Wenn das in Duisburg und Köln funktioniert, können wir das Modell aufs ganze Land übertragen“, hofft Barbara Löcherbach, Sprecherin des CDU-Integrationsministeriums.

Die Einführung eines Islamunterrichts in deutscher Sprache und unter deutscher Schulaufsicht ist Teil des 20-Punkte-Plans, mit dem die CDU-Regierung den bundesweiten Integrationsgipfel am 14. Juli in Berlin stürmen will. Der so genannte Aktionsplan bietet wenig Neues, wie die Kölner Bundestagsabgeordneten Lale Akgün feststellt (siehe Gastkommentar unten). Trotzdem begrüßt sie ihn als „positive Bestandsaufnahme“.

Um einen Islamunterricht im Stil des christlichen Religionsunterrichts hatte sich bereits die rot-grüne Vorgängerregierung bemüht. Als größte Hürde erwies sich dabei, dass Muslime in diversen Verbänden und nicht in hierarchischen Strukturen wie die christlichen Kirchen organisiert sind. Die islamischen Verbände konnten sich bisher deshalb auf keinen gemeinsamen Ansprechpartner einigen. Und daran scheiterteauch die Verständigung über eine religiöse Ausrichtung des Faches.

Der heutige Unterricht, der unter dem sperrigen Label „Islamische Unterweisung“ läuft, baut auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner auf – also reine Religionskunde. Islamisch unterwiesen werden bisher muslimische Schüler an 120 Schulen in NRW. In Duisburg wird dieser Unterricht seit 1999 an mehreren Schulen erprobt. „Das wird der Grund sein, warum Duisburg für die Weiterentwicklung ausgesucht wurde“, vermutet Stadtsprecher Josip Sosic. Außerdem sei der muslimische Anteil an Schülern überdurchschnittlich hoch.

Bedenken hatten bis vor kurzem die Kirchen gegen einen islamischen Bekenntnisunterricht. Wenn dafür das Konkordat, der Vertrag zwischen Staat und Kirche, verändert müsse, könne dies auch den Status ihres Religionsunterrichts gefährden. Das war auch Thema bei Jürgen Rüttgers jüngstem Papstbesuch. Was der oberste katholische Ordenshüter dazu gesagt hat, darüber schweigt der Ministerpräsident bis heute. Doch die Bedenken scheinen aus dem Weg geräumt. „Nicht der Staat, sondern die Religionsgemeinschaften bestimmen die Lehrinhalte“, sagt Aegidius Engel, Sprecher des Erzbistums Paderborn. „Solange der Islamunterricht mit dem Grundgesetz konform geht, haben wir nichts dagegen.“ Insgesamt, so Engel stärke das auch sicherlich „die Sache der Religionen“. Auch der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider, begrüßt das neue Modellprojekt.

Falls die Landesregierung irgendwann den Unterricht flächendeckend einführen will, muss sie sich allerdings mit der Ausbildung von Islam-Lehrern beeilen: Bisher wird der Studiengang nur an der Uni Münster angeboten – und das erst seit einem Jahr.