Wer hat am Thermostat gedreht?

ENERGIEKOSTEN Die Ausgaben für Strom und Heizung schlagen bei vielen Haushalten ordentlich ins Kontor. Zum Glück lässt sich dagegen relativ leicht etwas unternehmen

VON GERNOT KNÖDLER

Energie ist wieder teurer geworden. Noch nie haben die Deutschen so viel fürs Heizen bezahlt wie in den beiden vergangenen Jahren. Und beim Strom trifft es im neuen Jahr zumindest einen Teil der Haushalte: Ein Drittel der deutschen Stromanbieter erhöht zum ersten Januar die Preise – im Durchschnitt um drei Prozent. Es ist also an der Zeit, Konsequenzen zu ziehen und bisher vernachlässigte Sparpotenziale zu nutzen.

Heizen und Kühlen

Wenn die Wände und Decken gedämmt sind und es nicht mehr an den Fenstern oder unter der Wohnungstür hindurch zieht, kommt es darauf an, richtig zu heizen und zu lüften. Um Schimmelbildung und Mief zu vermeiden, müssen alle Räume geheizt werden – Flure und Schlafräume etwas weniger, Wohnräume etwas mehr. 20 Grad sollten für Wohnräume ausreichen. Jedes Grad mehr frisst sechs Prozent mehr Heizenergie. Die Temperatur in Schlafräumen sollte jedoch nicht unter 16 Grad sinken.

Nutzen Sie Heizkörperthermostate. Es genügt, sie einmal auf die gewünschte Temperatur einzustellen. Diese halten sie dann automatisch. Hausbesitzer sollten beim Kauf einer neuen Umwälzpumpe auf Effizienz Wert legen. Ungeregelte Pumpen transportieren unnötigerweise ständig Wasser durch das Rohrnetz. Moderne Pumpen lassen sich an warmen Tagen komplett abschalten.

Achten Sie darauf, kalte Räume nicht mit der Luft aus warmen Räumen zu heizen. Warme Luft enthält mehr Feuchtigkeit als kalte. Landet sie in einem kalten Raum, schlägt sich die Feuchtigkeit an den Wänden nieder. Das lässt die Schimmelpilze sprießen. Vermeiden Sie das Lüften mit Fenstern auf Kipp. Reißen Sie die Fenster stattdessen für einige Minuten ganz auf, um die Luft einmal komplett auszutauschen. Je kälter es draußen ist, desto kürzer müssen Sie lüften.

Grobe Orientierung, ob Sie eher verschwenderisch oder sparsam mit Strom umgehen, bietet eine Vergleichstabelle der Elektrizitätswerke Schönau. Ein Ein-Personenhaushalt verbraucht demnach im Durchschnitt 1.700 Kilowattstunden im Jahr, ein Zwei-Personen-Haushalt 3.000 Kilowattstunden, bei drei Personen sind es 3.800 bei vier 4.400 und bei fünf 5.000. Für „sehr sparsam“ halten die Schönauer 1.450 Kilowattstunden für zwei Leute und 2.150 für vier. Für die meisten Haushalte gibt es also reichlich Spielraum.

Effizienz ist alles

Der Weg, die Stromrechnung zu senken, beginnt mit dem Kauf effizienter Geräte. Sollten Sie also Ihren Kühlschrank oder Ihre Waschmaschine ersetzen müssen, achten Sie auf die Energieeffizienzklasse. Weil sich nach Einführung der farblich unterlegten Kennzeichnung die Sparsamkeit der Geräte stark verbessert hat, ist heute der beste Standard nicht einfach nur „A“ sondern „A+“ oder gar „A+++“. Hilfreich ist auch ein direkter Vergleich der Leistungsaufnahme in Watt.

Am meisten Strom verschlingt die Warmwasserbereitung im Bad, gefolgt vom Kühlen und Gefrieren sowie vom Kochen und Backen. Dabei kommt es auch darauf an, wie diese Geräte genutzt werden. Grundsätzlich gilt, dass die Geräte auf die Haushaltsgröße zugeschnitten sein sollten.

Kühlschränke sollten nicht auf weniger als sieben, Gefriergeräte nicht auf weniger als -18 Grad herunter gekühlt werden. Stellen Sie die Geräte in kühlen Räumen auf und lassen Sie Luft an die Kühlschlangen. Stellen sie Speisen nur abgedeckt in den Kühlschrank, so dass kein Wasser verdunsten kann und sich kein Eispanzer am Kühlaggregat bildet. Sorgen Sie für Ordnung im Kühlschrank, so dass Sie die Tür nur kurz öffnen müssen. Tauen Sie das Gerät ab, wenn Sie längere Zeit verreisen.

Beim Backen empfiehlt es sich, die Umluftfunktion zu nutzen. Das spart gegenüber dem herkömmlichen Heizen 25 Prozent an Energie. Verzichten Sie, wenn möglich, auf das Vorheizen. Drehen Sie die Kochplatten am Anfang ganz auf und dann rechtzeitig herunter. Nutzen Sie die Nachwärme. Wenn Sie beim Eierkochen nur den Topfboden mit Wasser bedecken, können Sie sich die Anschaffung eines Eierkochers sparen. Warmwasser bereiten sie am besten mit einem Wasserkocher. Wenn Sie viel aufwärmen müssen, kann sich die Anschaffung einer Mikrowelle lohnen. Mit Dampfkochtöpfen sparen Sie Energie und Zeit.

Ab einer Haushaltsgröße von zwei Personen wäscht ein Geschirrspüler in der Regel sparsamer ab als ein Mensch – vorausgesetzt, Sie füllen die Maschine ganz. Auffüllen ist auch das Leitprinzip für die Waschmaschine, selbst wenn das Modell sich auf die Wäschemenge einstellt. Beim Waschen genügen 30 bis 40 Grad. Der Sprung von 60 auf 40 Grad spart 35 bis 40 Prozent an Energie. Um Keime zu killen, reicht es, einmal im Monat mit Pulver und 60 Grad zu waschen.

Netzteile aus!

Vermeiden Sie Standby-Verluste: Bei vielen Elektrogeräten – vom Komforttelefon bis zum Computer – liegt der Ausschalter nicht zwischen dem Netzteil und der Steckdose sondern zwischen Gerät und Netzteil. Auch wenn Sie so ein Gerät ausschalten, zieht das Netzteil weiter Strom. Bei Geräten mit Fernbedienung ist das besonders deutlich, denn sie halten sich ständig zum Einschalten bereit. Ganz ausschalten lassen sich die Geräte ganz einfach mit Hilfe einer schaltbaren Steckerleiste. Allein eine Hifi-Anlage, die dauernd standby ist, kann Sie 50 Euro im Jahr kosten.

Und wie stellen Sie fest, ob Sie heimliche Stromfresserchen haben? Merken Sie sich den Stand Ihres Stromzählers vor dem Ins-Bett-Gehen. Hat er sich bis zum Aufstehen um eine Kilowattstunde erhöht, sollten Sie anfangen zu suchen!

Ausführliche Informationen zum Thema bieten die „Schönauer Strom- und Energiespartipps“ der Elektrizitätswerke Schönau (www.ews-schoenau.de/runterladen) und die Broschüre „Energiesparen im Haushalt“ des Umweltbundesamtes (http://www.umweltbundesamt.de/publikationen/energiesparen-im-haushalt). Umfassende Energiesparberatung bietet die Verbraucherzentrale an