Gedenken mit Makel

ERINNERN Vielfältige Veranstaltungen und eine peinliche Verwechslung zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus

Der Veranstaltungs-Flyer zeigt nicht das Vernichtungslager Trostinez, sondern das „Wehrdorf Kl. Trostinez“

Stadtführungen, Vorträge, Konzerte, Ausstellungen, Film- und Buchvorstellungen: Das am Dienstag startende Veranstaltungsprogramm des „Tags des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ anlässlich des Jahrestags der Befreiuung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar, ist vielfältig.

Die Auftaktveranstaltung des Programms der Landeszentrale für politische Bildung, der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Bremen und des Vereins „Erinnern für die Zukunft“ widmet sich dem Thema „Gedenken und Aufarbeitung im Wandel“: Wie lange und wie oft soll man noch an die Opfer des Nationalsozialismus denken? An ermordete Juden? An Sinti und Roma? An hingerichtete Kommunisten und an Widerstandskämpfer? Grigori Pantijelew, Vorstandsmitglied der jüdischen Gemeinde Bremen, wird der Frage „Wann hört die ‚Deutsche Schuld‘ auf?“ nachgehen. Der Münchner Historiker Othmar Plöckinger widmet sich unter der Fragestellung „Ende eines Tabus?“ der kommentierten Neuausgabe von Hitlers „Mein Kampf“.

Den thematischen Schwerpunkt bilden die Deportationen Bremer Jüdinnen und Juden nach Minsk und Theresienstadt. So beschäftigt sich Petra Rentrop mit dem Vernichtungslager Maly Trostinez bei Minsk, dem viertgrößten Konzentrationslagers Europas – und hier ist den Veranstaltern ein peinlicher Fehler unterlaufen: Das Titelbild für den Programm-Flyer zeigt nicht das Lager, sondern den Eingang zum benachbarten „Wehrdorf Kl. Trostenieze“. Bei den abgebildeten Menschen handelt es sich keineswegs um Opfer des Nationalsozialismus, mit hoher Wahrscheinlichkeit posieren hier sogar NS-Kollaborateure vor der Kamera.

Das Foto hat das Internationale Bildungs- und Begegnungswerk (IBB) aus Dortmund zur Verfügung gestellt. „Leider haben unsere Partner ein falsches Foto rausgesucht“, sagt dazu Mitveranstalter Michael Scherer, Geschichtsreferent der Bremischen Landeszentrale für politische Bildung. Der Irrtum sei erst bemerkt worden, als der Flyer bereits gedruckt gewesen sei.  Natalia Solovtsova