Dialogisches Mit- und Nebeneinander

Seit einem halben Jahr führt die Theaterakademie Hamburg Schauspiel-, Musiktheater- und Opernstudiengänge zusammen. Zum Finale des Semesters sind vom 3. bis zum 8. Juli insgesamt 17 Projekte zu Gast im Malersaal

Di, 3.7. bis So, 8.7., Malersaal, Kirchenallee 39; http://hfmt-hamburg.de/html/news/news/temp/Finale06Programm.pdf

Unter dem Dach der Theaterakademie Hamburg – eines von drei Studiendekanaten der Hochschule für Musik und Theater (HfMT) – sind seit einem halben Jahr die bisher von der Universität und der Hochschule gemeinsam verantworteten Regelstudiengänge Schauspiel und Musiktheater und die Studiengänge Schauspiel und Oper der HfMT zusammengeschlossen. Ziel ist der Eintritt der Lehrenden und Studierenden in ein dialogisches Mit- und Nebeneinander.

Die Hamburger Staatstheater – Schauspielhaus, Thalia Theater und Staatsoper – sowie Kampnagel sind als Kooperationspartner Teil der bundesweit einzigartigen Institution. Neben der Ausbildung widmet sich die Akademie auch der Produktion von Studienprojekten, Regie- und Schauspiel-Diplomen und anderen Schauspiel- und Opernproduktionen. Vom 3. bis zum 8. Juli ist sie nun zu Gast im Malersaal des Schauspielhauses. Zum Ende der Spielzeit und als Abschluss des diesjährigen Sommersemesters werden dann an sechs Abenden insgesamt 17 aktuelle Studienprojekte und Diplomarbeiten gezeigt. Nicht alle Projekte kommen dabei aus Hamburg.

Am Dienstag beispielsweise zeigen drei Regiestudierende der Oper Magdeburg ihre ungewöhnliche Ein-Euro-Oper „Werden wir die Arbeit los“. Sabine Kuhnert, Ralf Eger und Sebastian Ukena recherchierten für ihr Projekt in Hamburger Arbeitsämtern und führten Interviews mit Arbeitsvermittlern und „Kunden“. Auf der Grundlage ihrer Erlebnisse komponierten insgesamt 13 KomponistInnen jeweils eine Szene des Stückes über die Agentur für Arbeit und ihre Probleme mit den Kunden – Existenzen am Rand der Gesellschaft, die auf etwas hoffen, was es längst nicht mehr für alle gibt: Arbeit. Exakt eine Stunde hatten die Komponierenden Zeit. Mit exakt einem Euro, oder einem entsprechenden Tauschwert in Naturalien oder Gegenleistungen, sind sie vergütet worden.

Das Studienprojekt „Satori Chicken“ unter der Regie von Jette Steckel beschäftigt sich am Freitag, dem 7. Juli, mit der Frage, wie wichtig Rituale und Spiritualität für den Menschen in einer durchrationalisierten Welt sind. So liest zu Beginn des Stückes ein Mädchen aus dem Buch der „Neurotheologie“, allein sitzend auf einer riesigen Tafel. Gibt es die Seele und Gott überhaupt? Verortet als Konzept im linken vorderen Hirnlappen? Die Anglistikstudentin Zoey und ihr Bruder Zozo versuchen im Verlauf des Stückes – auf der Suche nach spirituellem Halt, den das intellektuelle Umfeld nicht bietet – immer wieder, die Tafel zu erklimmen. Sie gleiten aus, rutschen herunter. Wieder beginnt das Spiel von vorn. Die Antwort, die das Stück schließlich gibt, ist indes überraschend. Denn Jesus, das ist eine fette Frau. Diese wiederum ist jede/r von uns. Mystik und Hirnforschung: beide laufen auf dasselbe hinaus.

ROBERT MATTHIES