Keksreste im Januar

WAS DER KÜHLSCHRANK HERGIBT Aus Spekulatius wird ein Müsli, das tröstet. Dazu gibt es Möhrenjoghurt nach türkischer Art. Und Salzstangen, in Butter gedreht

Im Kühlschrank: Möhren, Tomaten, Käse, Joghurt, Milch, Butter oder Margarine

Im Schrank: mindestens drei Zwiebeln, Knoblauch, Dill frisch oder getrocknet, Reis, Bulgur, Couscous oder Quinoa, Salzstangen, Weihnachtskekse, Spekulatius

Immer da: Salz, Pfeffer, Öl, Pfefferminzblätter oder -tee, Brühe, Oregano, Thymian

VON UNDINE ZIMMER

Was Weihnachten so schön macht, sind Erinnerungen an die Kindheit. Und Kinder spielen gern mit Resten. Warum also nicht aus den übrig gebliebenen Keksresten eine Vorspeise basteln?

Den Spekulatius, und was sonst noch an Hartgebäck in den Dosen liegt, in ein Schüsselchen krümeln. Etwas kalte Milch drübergießen, und schon kann gelöffelt werden. Etwas erwachsener ginge es auch: Die Kekse in die Milchschüssel stippen und dann schnell, bevor sie auseinanderfallen, auf der Zunge zergehen lassen. Ich mache das manchmal an grauen Tagen, wenn ich mich klein und behütet fühlen will. Leider gibt es in Hotels noch kein Keksmenü auf der Karte. Dabei wäre Milch mit Keksen genau das Richtige, wenn man zu Terminen unterwegs ist, sich gestresst und unwohl fühlt. Ein „Kissenmenü“ habe ich dagegen schon gesehen: antiallergisch, Daune, Dinkel oder Kirschkern?

Wenn die Termine überstanden sind, freue ich mich auf eine deftige Stärkung. Der Möhrenjoghurt ist genau das Richtige; würzig und erfrischend zugleich. Eine türkische Kollegin hat mir einmal das Rezept zugesteckt: eine Möhre (oder mehr) schälen und in der kleinsten Größe raspeln. In einer Pfanne mit etwas Öl andünsten. Eine Knoblauchzehe dazugeben und eine halbe Zwiebel, fein gehackt. Deckel drauf. Nach etwa zehn Minuten sind die Möhren weich. Mit Salz, Pfeffer, ordentlich Dill und etwas Minze – im Notfall aus dem Teebeutel – abschmecken und abkühlen lassen. Knoblauch entfernen. Möhren kalt werden lassen, mit Joghurt mischen und zur Seite stellen. Der Möhrenjoghurt eignet sich als Beilage – oder auch als Vorspeise, einfach zu Brot.

Für das Hauptgericht den Ofen auf 170 Grad vorheizen. Zwei ofenfeste Schalen dünn mit Öl bestreichen, eine mit halbierten Zwiebeln füllen, eine mit halbierten Tomaten. Das Gemüse salzen und pfeffern, Knoblauch, Oregano oder Thymian passen gut, falls zur Hand. Dann mit Käse bedecken (Schnittkäse, Feta, Parmesan, Mozzarella …) und ein paar Tropfen Öl darauf träufeln. Bei den Zwiebeln etwas Wasser oder Brühe dazugeben und in den Ofen stellen.

Milch mit Keksen ist genau das Richtige, wenn man zu Terminen unterwegs ist und sich unwohl fühlt

Die Zwiebeln brauchen etwa fünfzehn Minuten Vorsprung, dann auch die Tomaten dazustellen und fünfzehn bis zwanzig Minuten überbacken. Reis kochen – Couscous, Bulgur oder Quinoa schmecken auch.

Den Reis in eine Kaffeetasse füllen, kurz festdrücken und dann die Tasse auf den Teller umstülpen. Er sollte nun die Form der Tasse behalten. Daneben die überbackenen Zwiebeln und Tomaten setzen und mit einem See aus Möhrenjoghurt garnieren. Für den Nachtisch empfiehlt sich etwas Salziges: Um bei den Kindertraditionen zu bleiben – Salzstangen, in Butter gedreht, waren eine Zeitlang ein Hit bei uns.

Undine Zimmer, 34, hat früh gelernt, Lebensmittel effizient zu nutzen. Sie schreibt hier alle vier Wochen über das Kochen mit Resten. Im Fischer-Verlag ist ihr Buch „Nicht von schlechten Eltern. Meine Hartz-IV-Familie“ erschienen

Die anderen Autoren: Philipp Maußhardt schreibt über vergessene Rezepte, die Köchin Sarah Wiener komponiert aus einer Zutat drei verschiedene Gerichte, und Jörn Kabisch spricht mit Praktikern der Küche