POLIZEIFUNKSCANNER
: Isar an Amsel

Ich lausche dem Rauschen der Stadt

Ein Polizeifunkscanner also. Ich betrachte das Ding etwas ungläubig. Sieht irgendwie alt und gebrechlich aus. Trotzdem reizt es mich, das Gerät auszuprobieren, schließlich hört man ja irgendwie immer gerne zu, ob jetzt beim Ehestreit der Nachbarn oder den Zivilbeamten auf Streife. Also rangesetzt und reingehört, wie der Hörbuchvertreter sagen würde.

In die Zeitung von heute wickelt man morgen den alten Fisch ein, so viel ist klar. Aber wenn man den Polizeifunk hört, kann man den Fisch quasi schon heute in die Zeitung wickeln, so male ich mir ein Leben mit diesem Gerät aus. Der Vorteil wäre, dass der eingewickelte Fisch noch frisch ist und ich Unsummen an Zeitungsgeld spare. Theoretisch zumindest. Ich mag ja eh keinen Fisch. Trotzdem drücke ich dem äußerst vertrauenswürdig dreinblickenden Straßenhändler 50 Euro in die Hand und mache mich mit meinem Hightech-Kasten auf den Weg nach Hause, nicht ohne eine triumphale Mischung aus Vor- und Schadenfreude im Gepäck.

Im Wohnzimmer richte ich die Antenne aus und lausche dem Rauschen der Stadt. Spannung kommt auf. Es knistert. Dann eine Stimme: „LSA an PA17, ISAR an AMSEL usw. usf.“ Na toll! Alles äußerst unlogische Kürzel und unverständliches Amtsdeutsch. Was nun? Es muss ein Codebuch her. Ein Codebuch für Polizeikürzel. Ab ins Internet, kurz schlau gemacht, Codebuch „BOS-Funk“ bestellt und gewartet. Als der Postmann dreimal klingelt, stürze ich zur Tür hinaus, nehme meine Rettung in Empfang, werfe mich vor den Scanner und lausche erneut dem Rauschen aus dem Äther. Diesmal verstehe ich die Kürzel ohne Probleme: „Katze weggelaufen, Mann aus der eigenen Wohnung ausgeschlossen, Gullydeckel nicht vorschriftsmäßig verschweißt, Nachbarn grillen ohne Genehmigung und die Kollegen des Abschnitts 13 haben Pizza bestellt!“ Na toll! JURI STERNBURG