Ein Hauch von Weltmeisterschaft

Marcel Isakowitz hat internationale Erfahrung im Fußball gesammelt. Heute spielt er nur noch in der Oberliga

Der letzte Gegner hieß Ukraine –ein prominenter Kontrahent für einen Fußball-Amateur wie Marcel Isakowitz, der sonst in der Oberliga Nordost Staffel Nord spielt. Vor der Abfahrt zum Spielort in München konnte der Berliner nicht sagen, ob es sich bei dem Gegner um die WM-Elf der Osteuropäer handelte, die die deutsche Studentenauswahl für ein Aufbauspiel engagiert hatte, oder lediglich um die Uni-Auswahl des früheren Ostblockstaates. Nach der Partie herrscht dann Klarheit: „Es war die ukrainische Studentenauswahl. Schade, ich hätte gern mal gegen einen Superstar wie Andrej Schewtschenko gespielt.“ Das Spiel endete 3:3, Isakowitz erzielt das 1:0.

Der 26-jährige Student der Sportwissenschaften mit Schwerpunkt Marketing an der Uni Potsdam wird im Oberliga-Kader des SV Yesilyurt geführt. Vor Jahren schnupperte Isakowitz im deutschen Nachwuchskader „unter 21 Jahre“ an der großen weiten Profiwelt. Er trainierte im DFB-Aufgebot mit Spielern wie Kevin Kuranyi, Andreas Hinkel oder Benjamin Lauth – sie kamen unter den Bundestrainern Rudi Völler und Jürgen Klinsmann zum Einsatz.

„Es ist schön zu sehen, dass ich mit ihnen auf einem Leistungsstand war. Jetzt sind es zwei verschiedene Welten: Sie verdienen Millionen mit Fußball, ich mache eben andere Erfahrungen. Ich beschäftige mich nicht immer nur mit Fußball und weigere mich, Routine einkehren zu lassen“, sagt Isakowitz ohne neidischen Unterton.

Beachtliche Karriere

Obwohl der Berliner Hobbykicker den Kontakt zur Leistungsspitze hat abreißen lassen, kann er dank der deutschen Studentenauswahl eine beachtliche internationale Karriere vorweisen: Im Jahr 2002 trat der sechsmalige Uni-Nationalspieler mit dem angehenden Akademikerteam in Port of Spain gegen Gastgeber Trinidad-Tobago an. Jene lustige Truppe um den einst bei Manchester United unter Vertrag stehenden Superstar Dwight Yorke, die bei der laufenden Weltmeisterschaft in der Vorrunde mit herzerfrischendem Karibikkick auffiel.

„Wir spielten zweimal im Dwight-Yorke-Stadion, nur er war leider nicht dabei. Das erste Match gewannen wir 1:0, das zweite ging 1:1 aus. Der Stimmung tat das keinen Abbruch. Die Zuschauer brachten Trommeln und Lautsprecherboxen ins Stadion und haben Party gefeiert. Bei der Vorstellung ihrer Mannschaft ist jeder einzelne Spieler vorgetreten und hat ein Tänzchen vollführt“, berichtet der sportliche Diplomand.

Im vergangenen Jahr hat Isakowitz sein Glück in Neuseeland gesucht, wo er ein Praktikum bei Wynton Rufer absolvierte, dem früheren Bundesligastar von Werder Bremen. „Die Landschaft ist beeindruckend. Die Leute sind nett und hilfsbereit. Rufer ist genauso locker und sympathisch, wie man ihn aus Deutschland kennt“, sagt Isakowitz, der vormittags Marketing büffelte und nachmittags mit Kids trainierte. „Diese Mischung passte ideal zu meinem Studium“, schwärmt er. Dass Marcel nebenbei für BayOlympic Auckland die Kickschuhe schnürte und mit dem Team aus der Hauptstadt die neuseeländische Wintermeisterschaft errang, erwähnt er eher beiläufig.

In der bald beginnenden Oberligasaison wird der Weitgereiste vermutlich wieder versuchen, in der Yesilyurt-Abwehr die Räume für den Gegner eng zu machen – sofern die Formalitäten zwischen Neuseeland und Berlin rechtzeitig erledigt werden. „Ich bin nämlich ein internationaler Transfer“, erklärt Isakowitz mit aufgesetztem VIP-Tonfall. JÜRGEN SCHULZ