die anderen über das guantánamo-urteil des obersten us-gerichts und das musische volk der engländer
:

Die NZZ am Sonntag kommentiert das Urteil zum US-Gefangenenlager Guantánamo: Für die Anhänger Bushs ist der Hinweis auf ein internationales Abkommen als Begründung für ein Urteil wohl die größere Enttäuschung als der Entscheid in der Sache selbst. Denn die gegenwärtige US-Regierung legte immer speziell Wert darauf, unilateral handeln zu können und nicht Rücksicht auf internationale Gremien oder Vertragswerke nehmen zu müssen. Von dieser ideologischen Haltung ist der Supreme Court im Guantánamo-Entscheid abgewichen, was auch die Genfer Konvention stärkt und indirekt sicher die Arbeit des IKRK im Bereich des „War on Terror“ erleichtern wird.

Zum gleichen Thema meint die Wiener Zeitung Der Standard: Allzu oft hat Bush nach 9/11 geglaubt, sich über Kongress und Gerichte, aber auch über die Kritik der Medien leichtfertig hinwegsetzen zu können. Mit diesem Urteil hat der Supreme Court klargestellt, dass die Bäume für die Exekutive nicht in den Himmel wachsen, auch nicht in Kriegszeiten. Selbst wenn Bush seinen Willen schließlich durchsetzt: Das Urteil bedeutet eine weitere schwere Schlappe für den politisch angeschlagenen Präsidenten – und einen Sieg für die amerikanische Demokratie und das Völkerrecht.

Die Budapester Tageszeitung Nepszava schreibt: Gegenüber den in Guantánamo festgehaltenen Häftlingen, von denen so mancher irrtümlich dorthin gelangt ist, verfolgt der amerikanische Staat den mittelalterlichen Grundsatz, lieber einen Unschuldigen zu hängen als zehn Verbrecher laufen zu lassen. Jene Kräfte, gegen die der Antiterrorkrieg geführt wird, denken genauso. Der Rechtsstaat kann sich aber eine solche Vorgehensweise nicht erlauben. Die Guantánamo-Häftlinge sind vor ein ordentliches Gericht zu stellen, das über ihre Schuld befindet.

And now for something completely different – denn die Times lobt: Bis zum Ausbruch der Weltkriege war Deutschland von den Engländern als Quell europäischer Literatur und Gelehrsamkeit anerkannt. Die Engländer sind eine musikalische Rasse. Doch wo kommen ihre Komponisten her, deren Werke sie in ihren Bach-Chören singen? Die Renaissance und die Aufklärung wurden von Deutschland nach England gebracht. Als die Angeln über die Nordsee kamen, wandten sich die etwas dumpferen unter ihnen nach links die Themse hinauf und die etwas scharfsinnigeren zogen weiter bis zum Fluss Forth. Die Weltmeisterschaft hat uralte Brücken wieder aufgebaut, die viel zu lange zerstört waren.