Der neue Max

Langsam wird Werder Bremen zum Stamm-Zulieferer des FC St. Pauli. Nach Kevin Schindler und Lennart Thy wechselt nun auch Mittelfeldspieler Tom Trybull von der Weser an die Elbe. Sebastian Schachten und Florian Mohr kamen über den Umweg Paderborn zum FC St. Pauli, haben aber ebenfalls eine Bremer Vergangenheit.

Und dann war da ja noch ein gewisser Max Kruse, der auf seinem Weg zum Nationalspieler ebenfalls eine Zwischenstation bei beiden Klubs einlegte. An dessen Werdegang erinnert der Weg von Tom Trybull am ehesten – kein Wunder, dass Werders Sportchef Thomas Eichin am liebsten erst einmal einen Leihvertrag mit dem FC St. Pauli gemacht hätte. Aber Trybull ist nach zweieinhalb Jahren in Bremen genauso frustriert, wie es Kruse einst war und wollte einen klaren Schnitt.

„Was soll eigentlich noch alles passieren, damit ich eine Chance bekomme?“ hatte er sich gefragt, als sich Werders Sechser Zlatan Junozovic und Felix Kroos verletzten und Trainer Robin Dutt ihn immer noch nicht brachte. Dabei hatte es für den gebürtigen Berliner gar nicht schlecht begonnen, als er im Sommer 2011 zu Werder wechselte. Nach Einsätzen in der zweiten Mannschaft wurde er in der Rückrunde mit 15 Einsätzen Stammspieler im Bundesliga-Team.

In seiner Spielweise verkörpert er einen ähnlichen Typ wie Felix Kroos: sachlich und effektiv, aber auch unauffällig und mitunter etwas fahrig. Die Aussage vom damaligen Manager Klaus Allofs, im Mittelfeld des FC Barcelona würde er nicht negativ auffallen, empfand Trybull zwar als Kompliment, wirkte auf dem Platz aber eher als Bürde.

Aufgrund von Verletzungen wurde er seinen Stammplatz in der vergangenen Saison wieder los und kam nur auf vier Einsätze. In der neuen Saison sah er nun überhaupt keine Perspektive mehr. „Es stehen sechs Minuten in meiner Vita, das sagt doch alles“, sagt Trybull.

Für 100.000 Euro lässt Werder nun einen weiteren ehemaligen Hoffnungsträger ziehen. Allerdings stellt dieser Wechsel keinen Widerspruch zur Absichtserklärung von Werders neuer sportlicher Leitung dar, auf den eigenen Nachwuchs zu setzen. Für das defensive Mittelfeld setzt Trainer Robin Dutt mit Felix Kroos und Philipp Bargfrede auf ebenfalls noch junge Spieler mit Perspektive.

Falls Tom Trybull beim FC St. Pauli nun ähnlich durchstartet wie vor einigen Jahren Max Kruse, werden sie sich bei Werder mal wieder kräftig ärgern, obwohl sie prozentual an einem Weiterverkauf mitverdienen. St. Pauli hat indes gute Erinnerungen an Max Kruse: Mit ihm gelang 2010 der Aufstieg in die erste Liga.  RLO