LESERINNENBRIEFE
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Wieso nur für Männer?

■ betr.: „Ein Loch reicht nicht“, taz vom 11. 1. 14

Ja aber wieso denn wieder nur für Männer? So eine Ausbildung mit Massagetechniken, Körperbetreuung, Kamasutra und Rhetorik könnten doch auch männliche Dienstleister erlernen und anbieten. Wenn das Ganze dann dem Wellness-Bereich angegliedert ist, mit Zertifikat etc., dann hätten die meisten doch sicher nichts dagegen, wenn auch ihre Partnerinnen/Ehefrauen ab und zu mal die Dienste eines Prostituierten in Anspruch nehmen würden, oder? Hierzu wäre eine Umfrage unter Männern interessant.

MANUELA KUNKEL, Stuttgart

Von Gott gegeben

■ betr.: „Hitzlsperger macht Homo-Politik“ u. a., taz vom 10. 1. 14 ff.

Der Sturm ist groß, weil die Kenntnisse schlecht sind: Was kaum jemand weiß: Die Amerikaner Masters und McKinsey haben in den 50er Jahren zwei getrennte Umfragen unter Zehntausenden Menschen durchgeführt: Beide kamen zum gleichen Ergebnis: 30 Prozent sind ausschließlich heterosexuell, 10 Prozent ausschließlich homosexuell und 60 Prozent irgendwo dazwischen bisexuell geprägt, das heißt von Hetero- mit ein bisschen Homo- bis zu fast ganz Homo- mit ein bisschen Heterosexualität. Spätere Studien bestätigten dies.

Die Kirchen sollten endlich begreifen, dass sexuelle Identifikation genetisch bedingt, also nach christlicher Lehre von Gott so gegeben ist. Schlimm sind besonders die mangelhaften Kenntnisse unserer Jugendlichen. Daher das Mobbing in Schulen. Wer mobbt, hat keine Ahnung. Aber auch dies: Viele Jungen meinen, homosexuell zu sein, obwohl sie’s nicht sind, nur weil sie sich in der Pubertät ganz normal und neugierig mit Freunden am „schönsten Spielzeug des Mannes“ betätigt haben. Katholische Moral hat schon viele zum Suicid getrieben. Alltag eines Jugendarztes. Zu empfehlen ein Büchlein: „Aufgeklärt – aber ahnungslos? Teste Dein Wissen“.

CHRISTOPH HILSBERG, Berlin

Was haben wir zu tolerieren?

■ betr.: „Respekt!“, taz vom 9. 1. 14

Ja, glücklicherweise titelt die taz mit Respekt! Was man aber allerorten liest und hört ist in dem Zusammenhang das unsägliche Wort „Toleranz“. Was haben wir angeblich so normalen Heteros da eigentlich zu tolerieren? Sind Homosexuelle von unserer Gnade abhängig, dass wir sie „leben lassen“, sie nicht ausgrenzen, anfeinden, beschimpfen?

Nein, Toleranz ist hier durch Akzeptanz zu ersetzen. Nicht mehr und nicht weniger – jemanden akzeptieren, so wie er ist. Das hat nichts mit gnädigem Tolerieren zu tun. Wenn sich hier die Sprachregelung nicht ändert, wird es auch kein Umdenken bei Frau Merkel und den nachgeordneten Vasallen geben, die die völlige Gleichstellung homosexueller Paare mit fadenscheinigen Begründungen ablehnen. Und in Baden-Württemberg stemmt sich mal wieder die Kirche gegen einen Lehrplan (siehe „Herr Stängle wittert Unfreiheit“, taz v. 3. 1. 14), in dem Homosexualität ein Thema sein soll. Die Vertreter beider christlichen Kirchen sollten sich verdammt noch mal geschlossen halten. Wie kurz ist eigentlich deren Gedächtnis, was die unsäglichen Missbrauchsfälle angeht?

Es ist doch ein Armutszeugnis für diese Gesellschaft, wenn sich Homosexuelle überhaupt überlegen müssen, sich zu outen, weil sie Nachteile in der Gesellschaft befürchten. Das Thema „Normalität“ ist noch lange nicht vom Tisch!

NANI VAN DER PLOEG, Köln

Unfassbar!

■ betr.: „Herr Stängle wittert Unfreiheit“, taz vom 3. 1. 14, „Respekt!“, taz vom 9. 1. 14

Unfassbar, wie sich fundamentale Christen an angeblichen Sünden wie Homosexualität hochziehen können und bei Toleranz gegenüber diesen Lebensformen den Untergang des Abendlandes heraufziehen sehen. Über Gewalt, Mord, Gier, Neid oder Missgunst in der Gesellschaft, Politik und Wirtschaft wird gern hinweggesehen. Aber die private Lebensentscheidung von Menschen, die keinerlei Einwirkung auf andere hat oder ihnen schadet, wird zum Aufreger. Definieren sich diese Gläubigen wirklich über so wenig wie Sexualität und gibt es nichts Wichtigeres im Glauben zu entdecken als Sexualmoral? MARKUS MEISTER, Kassel

Dumme Gierige

■ betr.: „Die neue Blase am Markt“, taz vom 10. 1. 14

Endlich bezieht die taz Position gegenüber Bitcoins – als Unfug. Gut für die emanzipatorische Aufklärung gegen diese neue Art von Nepp.

Aber über diesen Ihren Satz habe ich mich sehr gewundert: „Es sei Ihnen gegönnt, dass sie Millionäre werden und es Dumme gibt, die 1.200 Dollar für einen Bitcoin ausgeben – weil sie irrtümlich glauben, dass es sich um eine ‚demokratische Währung‘ handeln würde.“ Erstens hat gute Presse den Auftrag, solchen Nepp möglichst schnell als solchen zu entlarven, frühere Artikel zu Bitcoins waren noch nicht so klar. Zweitens, wie kann die taz jemandem Millionen gönnen, die moderne Raubritter von Dummen abgeluchst haben? Drittens könnte ich akzeptieren, wenn statt „Dumme gibt, die …“ der Halbsatz stehen würde: „dumme Gierige gibt, die hoffen, damit reich zu werden.“ MANFRED WESTERMAYER, Gundelfingen