Hymne in der Schule

Das deutsch-türkische Forum in der CDU fordern einen emotionalen Patriotismus: Nationalflaggen an Moscheen

DÜSSELDORF taz ■ Die Türken in der CDU wittern in der WM die Chance auf ein neues Wir-Gefühl in Deutschland. „Die gefühlte Parallelgesellschaft ist durch die sportlichen Erfolge der deutschen Mannschaft ein gutes Stück aufgebrochen worden“, sagte Bülent Arslan, Vorsitzender des Deutsch-Türkischen Forums (DTF) der CDU gestern in Düsseldorf. „Das hat mich selbst überrascht.“ Er habe nie damit gerechnet, dass sich Türken schwarz-rot-goldene Fähnchen ans Auto stecken oder im Deutschland-T-Shirt der Klinsmanns-Elf zujubeln.

In einer Zeit, in der sich Einwanderer durch Debatten über Ghettos, Einbürgerungstests und Islamophobie unerwünscht fühlten, sei dies erstaunlich, so Arslan: „Viele Türken haben ein emotionales Verhältnis zu Deutschland entwickelt.“ Er hat dafür die selbe Erklärung parat wie sein Parteifreund und Chef Jürgen Rüttgers: Wenn die Deutschen an Deutschland und seine Werte glauben, könnten das auch die Eingewanderten.

„Durch Sprachförderung und Integrationskurse lässt sich kein Nationalgefühl entwickeln“, so Arslan. Man habe bei der ganzen Integrationsdebatte die emotionale Ebene vergessen – „was wiederum typisch deutsch ist“.

Der türkischstämmige CDUler fordert stattdessen, die Leistungen deutscher Dichter und Denker hervorzuheben und zu Beginn und zum Ende eines Schuljahres die deutsche Nationalhymne zu singen. Arslan schlägt außerdem vor, die Bundesregierung solle jeder Schule, jedem Gemeindehaus und jeder Moschee eine Nationalflagge schenken. Nach dem Willen des DTF soll auch auf Ortseingangsschildern die schwarz-rot-goldene Fahne abgebildet werden. Arslans Patriotismus kennt nur eine Einschränkung: Er muss für alle hier lebenden Menschen gelten.

NATALIE WIESMANN