Junges Theater Göttingen in Not

UNTREUE-VORWÜRFE Bis zu 300.000 Euro sollen fehlen. Gegen Mitarbeiterin wird ermittelt, Insolvenz droht

Das Junge Theater in Göttingen steht nach kriminellen Machenschaften vor dem Konkurs. Gegen eine Mitarbeiterin werde wegen Untreue ermittelt, sagte der Sprecher der Göttinger Staatsanwaltschaft, Hans Hugo Heimgärtner, am Freitag. Zwei Tage zuvor hatte die Polizei Buchungsunterlagen und Computer des Theaters sichergestellt. Ob es Mittäter gibt, war gestern noch unklar. Laut einem Bericht des Göttinger Tageblatts können die Gehälter nicht mehr gezahlt werden, weil bis zu 300.000 Euro fehlen sollen.

Dem Aufsichtsrat seien offenbar für die Jahre 2007, 2008 und 2009 gefälschte Jahresabschlüsse vorgelegt worden, teilte der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Frank Peter Arndt, in einer Presseerklärung mit. „Eine Mitarbeiterin, gegen die sich der Verdacht der Untreue richtet, ist sofort vom Dienst freigestellt worden.“ Wegen der wirtschaftlichen Notlage sei ein Insolvenzverfahren nicht ausgeschlossen.

Neben den Gehaltsforderungen der rund 35 Mitarbeiter bestünden auch noch Ansprüche der Sozialversicherungsträger, berichtete der Aufsichtsrat weiter. Man habe eine Steuerprüfungs- und Wirtschaftsberatungsgesellschaft damit beauftragt, den aktuellen Finanzstatus zu erstellen und die Frage der Veruntreuung zu prüfen. Die Prüfer sollten zudem klären, ob die Geschäftsführung ihren kaufmännischen Pflichten nachgekommen sei. Vom Theater, das seit 1957 existiert, gab es am Freitag keine Stellungnahme.

Unregelmäßigkeiten bei den Finanzen haben das traditionsreiche Jungen Theater Göttingen schon früher in Schwierigkeiten gebracht. So drohte bereits 2004 das Aus, nachdem keine Verwendungsnachweise für vom Land erhaltene Fördermittel vorgelegt wurden.  (dpa/taz)