EDITORIAL

Ein Flashmob, vorige Woche im Gianicolo-Park in Rom: Protest gegen das geplante Gesetz, mit dem Italiens Medienpremier Silvio Berlusconi mal wieder in höchst eigener Sache unabhängige Medien mundtot machen will.

Dieses taz-MedienExtra setzt mit vier Beispielen Schlaglichter auf die Medienwelt, in der wir leben: In China bleibt Pressefreiheit erst recht weiter ein Fremdwort. Dort investieren die Machthaber aber ganz bewusst Milliarden in neue Auslandssender, um Chinas Ruf in aller Welt weicher zu spülen.

Doch nicht nur direkte staatliche Eingriffe wie in Italien oder China bedrängen unabhängige Berichterstattung und journalistische Vielfalt. Viele Medienunternehmer haben über Jahrzehnte erfolgreich Zeitungen verkauft und damit mehr als komfortabel gelebt. Wie man aber unabhängigen Journalismus verkaufen und damit sichern kann, haben sie nie gelernt. Die Folgen in den USA sind dramatisch, und auch im Zeitungsland Deutschland nimmt die publizistische Vielfalt schleichend weiter ab. Doch es gibt auch erfolgversprechende Ansätze, Journalismus wieder sicherer auf die Füße zu stellen: In Italien haben in den letzten Jahren Genossenschaftsmodelle großen Zulauf. Auch in den USA entwickeln sich neue, spannende Zwischenstufen: nichtprofitorientiert arbeitende Medienunternehmen, Stiftungsmodelle, BürgerInnen-Engagement. Ganz ohne Risiko ist das alles nicht zu haben.

Aber das war es auch vor knapp 20 Jahren nicht, als eine kleine linke deutsche Zeitung ihre Antwort auf die Frage fand, wie unabhängiger, engagierter Journalismus nachhaltig möglich gemacht wird. 2011 wird die taz-Genossenschaft 20 Jahre alt. Zur Lösung aller Probleme in der sich wandelnden Medienwelt taugt sie sicher nicht. Zum Vorbild schon. Steffen Grimberg