CHRISTIAN BUSS JENSEITS VON SÜDAFRIKA
: Der Prinz und die Hörnchen

Das Grauhörnchen muss sterben, damit Charles König werden kann. Der Sohn von Elizabeth II. mischt sich gerne bei allen möglichen Themen ein, um sich als Thronfolger im Gespräch zu halten. So strebt Prinz Charles eine Reform des britischen Schulsystems an, nach der die Kinder wieder mehr auswendig lernen sollen – und er will eben alle Grauhörnchen zum Schutz von deren bedrohten roten Verwandten abschlachten lassen.

Was haben diese erratischen Kampagnen zu bedeuten? Ganz einfach: Früher basierte die Macht der Monarchie auf Angst, heute müssen deren Repräsentanten um die Gunst des Volkes buhlen. Und Charles versucht sich eben, um mal Marketingsprache zu benutzen, möglichst breit aufzustellen. Andererseits ist sein Engagement für den Top-Job unangemessen. Wie sagt ein Beobachter des Königshauses: „Politischer König – das bedeutet das Ende der Monarchie.“

Ja, das mögliche Ende dieser 1.200 Jahre alten britischen Einrichtung ist in der Doku „Nach Elizabeth II.“, die mögliche Szenarien nach dem Tod der 84-jährigen Queen durchspielt, überall zu spüren. Ob im Debattierclub von Oxford oder in den Redaktionen der Yellow Press – überall werden am eher wirr agierenden Charles Zweifel angemeldet.

Könnte also sein, dass die Krone eine Generation überspringt. Prinz William erscheint da als optimale Alternative. Sein Ruf ist im Gegensatz zu dem seines Bruders relativ intakt. Das, so suggeriert diese in Tonfall und Recherche lockere Doku, liege auch daran, dass man den einen Bruder vor journalistischen Angriffen geschützt hat, während man den anderen bewusst ins Blitzlichtgewitter geschoben hat.

Und auch diese Tatsache spricht dafür, dass man mit Charles’ Erstgeborenem noch Großes vorhat: Während Bruder Harry als Soldat bei riskanten Militäreinsätzen dabei ist, wird William aus allen Krisenregionen ferngehalten.

„Nach Elizabeth II. – Monarchie in Gefahr?“, Sonntag, 23.10 Uhr, Arte