EADS tauscht Führungsspitze aus: ein überfälliger Neuanfang
: Die Luft wird dünn

Ein personeller Neuanfang soll den europäischen Luft- und Raumfahrtkonzern EADS aus der Krise retten. EADS-Co-Chef Noël Forgeard und Airbus Chef Gustav Humbert müssen gehen. Louis Gallois, bisher Chef der französischen Bahn, und EADS-Chef Tom Enders sollen den schlingernden Riesen wieder auf Kurs bringen.

Eine richtige Entscheidung, denn weitere Pannen kann sich EADS im Wettbewerb mit seinem Erzrivalen Boeing nicht mehr leisten. Das Desaster um die Verzögerungen beim weltgrößten Passagierjet A380 kostete den Konzern fast ein Drittel seines Börsenwertes. Neue kostenträchtige Probleme bei der Entwicklung des Langstreckenjets A350 haben das Vertrauen in den Flugzeugbauer weiter erschüttert. Ein starkes Signal, die Probleme entschlossen anzugehen, war dringend nötig. Doch spätestens seitdem Forgeard im Verdacht stand, sich mit Aktienverkäufen an der Airbus-Krise persönlich bereichert zu haben, war klar, dass er nicht mehr zu halten war. Sein Nachfolger Louis Gallois könnte sich als glückliche Wahl entpuppen. Der Sozialist, der als Mann des Dialogs gilt, hat in den letzten zehn Jahren die französische Bahn zu einem konkurrenzfähigen Unternehmen umgebaut. Gallois zählt in Frankreich zu den erfahrensten Managern öffentlicher Unternehmen und ist seit sechs Jahren Mitglied des Aufsichtsrates von EADS.

Die deutsch-französische Doppelspitze von EADS bleibt jedoch erhalten, obwohl sie als Grund vieler Reibungsverluste gilt. Doch das gegenseitige Misstrauen der Großaktionäre Lagadère und DaimlerChrysler ist offenbar zu groß, um die Führung des Konzerns nur einem Manager zu übertragen. Deshalb muss sich das Team aus Gallois und Enders nun als reibungsloses Tandem bewähren: nicht nur, um die akuten Probleme zu lösen. Sondern auch, um das zukünftige Geschäft zu sichern.

Schon in zwei Wochen werden viele Airlines bei der britischen Luftfahrtmesse in Farnborough neue Bestellungen abgeben. Boeing könnte dort als Sieger hervorgehen, wenn es nicht schnell gelingt, das Image von Airbus zu rehabilitieren.

TARIK AHMIA