… ADOLF HITLER IN POTSDAM?
: Für Zwist bei den Parteien sorgen

Seltsame Allianzen haben sich in der Potsdamer Polit-Landschaft ergeben: die CDU vehement gegen Hitler, die Grünen ganz entspannt und die Linken dafür. Nun, es geht um Kunst, und „wenn Kunst nicht gut ist, provoziert sie nicht“. Das sagt Kunstprofessorin Brigitte Rieger-Jähner, Kuratorin der Ausstellung, die den neuen Potsdamer Landtag im Stadtschloss ziert. Der wird am Wochenende eröffnet, und mit dabei: Hitler, Stalin und Goebbels. Die kommen alle auf den Bildern vor, die der Künstler Lutz Friedel unter dem Titel „Ich! Meine Selbstporträts zwischen 1635 und 2003“ gemalt hat, neben anderen Promis der Zeitgeschichte wie Helmut Schmidt, Rosa Luxemburg oder Franz Kafka.

Grund genug für einen heftigen Zwist in Potsdam. Die CDU fordert, die Bilder sofort abzuhängen. Ein Landtag sei nicht der richtige Ort, um „Diktaturen und Verbrecher auszustellen“, schimpfte der Landtagsabgeordnete Ingo Senftleben. Am Mittwoch soll nun auf Antrag der CDU das Landtagspräsidium über die Ausstellung beraten.

Außer der CDU hat allerdings nur die FDP ein Problem mit den Bildern – und die Bild-Zeitung, die den großen Skandal als Erste aufdeckte. Linke, SPD und Grüne sehen hingegen überhaupt keinen Grund, die Ausstellung abzuhängen. „Kunst ist gut, wenn sie provoziert“, heißt es von Seiten der Grünen. Und Landtagsvize Gerrit Große von der Linken sagte: „Ich will nicht mehr in einem Land leben, wo irgendwer bestimmt, welche Bilder aufgehängt werden und welche nicht.“

Irgendwer muss es aber doch bestimmen, und das sind jetzt wohl die Regierungsparteien SPD und Linke. Will heißen: Die Bilder bleiben wohl hängen. Und der Landtag macht sich als Ort der Demokratie schon einmal alle Ehre: Noch nicht einmal eröffnet, und schon toben die Diskussionen. Am Wochenende, wenn die ersten Besucher das Gebäude stürmen dürfen, können sich alle selbst ein Bild von Hitler machen. Und ab 21. Januar, wenn die erste Parlamentssitzung stattfindet, darf noch mehr und auch mal über anderes als Kunst diskutiert werden. JS Foto: reuters