„Sehr selbstbewusst“

BEGEGNUNG Fußballerinnen aus Palästina trainieren zusammen mit jenen von Werder Bremen

ist Bildungsreferentin im Lidice-Haus Bremen

taz: Frau Klasing, ab heute ist das palästinensische Frauen-Fußballteam zu Gast in Bremen. Ist das mehr als ein normales Trainingslager?

Anette Klasing: Auf jeden Fall. Die meisten Menschen auf der Welt haben ja gar keine Vorstellung davon, dass es palästinensischen Frauen-Fußball überhaupt geben kann. Jedoch kann diese Nationalmannschaft, wie sie sich offiziell nennt, gar nicht mehr so einfach an Trainingslagern teilnehmen. Die Reisebedingungen verschlechtern sich zunehmend.

Darf man da politisch überhaupt von einer „Nationalmannschaft“ sprechen?

Die Selbstdefinition und Selbstbestimmung sagt dies eindeutig. Ob wir diese Begrifflichkeiten übernehmen, ist etwas anderes. Aber das ist das Team, was auch international schon aufgetreten ist, vor allem im arabischen Raum. Allerdings ist es ein Westbank-Team, der Gaza-Streifen ist da außen vor.

Wird der Fußball da auch politisch gesehen?

In erster Linie sind die Frauen leidenschaftliche Fußballerinnen. Aber es geht auch um die zivilgesellschaftliche Bedeutung des Fußballs, darum, zu zeigen, dass Palästina nicht nur aus Elend, Armut, Gewalt und Attentaten besteht.

Spielen religiöse Fragen eine Rolle?

Nicht in erster Linie. Es spielen christliche wie muslimische Frauen und das geht ganz wunderbar zusammen. Aber 2006, nach der Übernahme des Gaza durch die Hamas, wurde bald entschieden, dass Frauen-Fußball im öffentlichen Raum sich nicht schickt. Das ist dann religiös definiert. In der Westbank ist das nicht ganz so problematisch.

Und das Kopftuch …

… ist da kein Konfliktthema. Wenn sie zu Hause spielen, tragen einige ein Kopftuch.

Wo stehen die Palästinenserinnen sportlich?

Die Werder-Trainerin ist überzeugt, dass ihr Team aus der 2. Bundesliga auf jeden Fall gewinnt. Aber die Gäste sind sehr selbstbewusst. INTERVIEW: JAN ZIER

Besuch bis 23. Juli