Rosenkrieg bei den Autoteilern

Die Bahn-Tochter DB-Rent und das Carsharing-Unternehmen Greenwheels zanken sich um die einst gemeinsamen Kunden. Der Streit nützt niemand – am wenigsten der Idee

Die Deutsche Bahn und die Carsharing-Firma Greenwheels streiten sich um ihre Kunden. Ende Juni hatten beide Firmen ihre fünfjährige Zusammenarbeit mit etwa 1.000 Kunden beendet. Seitdem lädt die Bahn dazu ein, laufende Verträge mit Greenwheels doch besser auf ihre Tochterfirma DB-Carsharing zu überschreiben.

Greenwheels hält dies nicht nur für unanständig, sondern für ein unlauteres Vorgehen. „Die Bahn wirbt unsere Kunden ab und verschickt E-Mails, die zur Vertragsauflösung auffordern“, sagt Greenwheels-Sprecher Birger Holm. „Das ist Missbrauch.“

Die Bahn hat Zugriff auf sämtliche Kundendaten von Greenwheels, weil sie seit 2001 eine Partnerschaft mit Greenwheels-Vorgänger Statt-Auto führt. Darin war folgendes vereinbart worden: Statt-Auto stellt die Fahrzeuge zur Verfügung, welche die Bahnkunden dann zu einem DB-Rent-Tarif mieten können. Im Gegenzug verwaltet die Bahn mit ihrem Informatiksystem den Kundenstamm von Statt-Auto und kümmert sich um die elektronischen Buchungen. Die Kooperation war für beide Seiten von Vorteil: Die Bahn konnte ihren Kunden ein ausgedehntes Angebot an Fahrzeugen anbieten, während Statt-Auto kein eigenes Informatiksystem aufbauen und unterhalten musste. 2004 übernahm der niederländische Carsharing-Betrieb Greenwheels die deutsche Firma Statt-Auto. Und damit alle Kundenverträge – also auch diejenigen, die die Bahn ins gemeinsame System eingebracht hatte.

Die Zusammenarbeit war im Juni 2006 wegen finanziellen Differenzen aufgelöst worden. Seitdem liefern sich die ehemaligen Partner einen regelrechten Rosenkrieg. „Die Bahn hat uns die Pistole auf die Brust gesetzt“ sagt Greenwheels-Sprecher Holm. Erst habe man die Kooperation am 1. August 2006 auflösen wollen, doch die Bahn habe schließlich den 3. Juli als Datum durchgesetzt. „Dann kriegen wir plötzlich ein Fax, in welchem die DB die Partnerschaft ab dem 31. Juli 2006 für aufgelöst erklärt“, ärgert sich Holm. Greenwheels habe innert 36 Stunden ein eigenes Kundenbetreuungssystem auf die Beine stellen müssen. Und jetzt werbe die Bahn auch noch aktiv Kunden ab. Greenwheels werde dagegen juristisch vorgehen, kündigt Holm an.

Bei der Deutschen Bahn sieht man der Angelegenheit gelassen entgegen. „Wir haben alle Schritte erst mit unseren Juristen abgeklärt“, sagt DB-Rent Chef Rolf Lübke gegenüber der taz. Zudem handle es sich bei der E-Mail-Aktion nicht etwa um einen Abwerbeversuch. „Wir wollen lediglich sicherstellen, dass die bisherigen Bahnkunden auch weiterhin vom DB-Rent-Tarif profitieren können“, so Lübke. Darum seien auch nur die ehemaligen DB-Rent-Kunden – und nicht etwa die Greenwheels-Direktkunden – angesprochen worden, heißt es bei der Bahn-Tochter. Das sieht Holm ganz anders: „Die Bahn verschickt sogar Kündigungsformulare ohne unsere Einwilligung. “

Dieses Hickhack sei typisch für die deutsche Carsharing-Branche, findet der Mobilitätsexperte Andreas Knie vom Wissenschaftszentrum Berlin (WZB): „Da herrscht ein Kleingeist wie im Deutschland des neunzehnten Jahrhunderts: Jeder will sein eigener Fürst sein.“ Sprich: jeder Carsharing-Anbieter baue seine eigene Software samt Kundenbetreuung auf. „Die Leidtragenden dieser Politik sind die Kunden, die ein möglichst breites Angebot wollen“, sagt Knie. „So aber wird sich Carsharing nie durchsetzen.“ DANIEL BÖHM

www.Greenwheels.de

www.dbcarsharing.de