Klingt das nicht wie … ?

Das ist doch … Das klingt doch wie … Das müssen, denkt man zuerst, Element of Crime sein. Der Sänger nörgelt wie ein Sven Regener in Hochform, und die Musik schlürft dahin wie Herr Lehmann nach einer Nachtschicht. Aber nein, es ist nicht das neue Album der Berliner Institution, sondern die eher unbekannte Götz Rausch Band.

„Schaurige Märchen“ ist das zweite Album der Berliner Band, und hört man es dann noch einmal genauer, dann stellt man fest, dass der erste Eindruck zwar nicht getrogen hat, aber es halt eben doch nicht so einfach ist, so gut wie Element of Crime zu sein. Denn gerade wenn Texte so verschroben von alltäglichen Befindlichkeiten erzählen, ist es umso schwieriger, den nötigen ironischen Abstand zu wahren. Und gerade, wenn eine Band so scheinbar ereignislos Musik in der stets gleichen, unterkühlten und melancholischen Stimmungslage spielt, ist es gar nicht so einfach, nicht langweilig zu klingen.

Götz Rausch aber ist eben kein Regener, seinen Texten fehlt die zweite Ebene, seinen Metaphern die Stilsicherheit und seinen Geschichten die überraschende Wendung. Und er und seine Mitstreiter geben sich zwar Mühe mit Gitarre, Klavier und Kontrabass, mit ein wenig Polka und erheblichen Jazz-Einflüssen, aber schlussendlich passiert halt dann doch zu wenig.

Ist das nicht … Klingt irgendwie wie… Tatsächlich fällt einem bei Hunting Island immer nicht so genau ein, an wen einen deren neues Album „Lost One“ erinnert, nur dass diejenigen eher langhaarig sind und ziemlich amerikanisch.

Kaum allerdings erinnern Hunting Island an The Benjamins, was vor allem daran liegen mag, dass sich heute niemand mehr an The Benjamins erinnert.

Die gewannen im steinzeitlichen Jahr 1988 den Senatsrockwettbewerb, an den sich auch kaum jemand mehr erinnern mag, und spielten einen eher britisch anmutenden, meistens melancholischen Indie-Pop. Zwei Drittel von Hunting Island waren mal Benjamins, sind jetzt älter, akustischer, immer noch recht eingängig und etwas schwermütig. Das flockt zu folkig dahin, aber beim Singen knödeln sie bisweilen derart, als wären sie Stadionrocker, denen der Strom für die Verstärker ausgegangen ist. Aber wie hießen die noch gleich? THOMAS WINKLER

■ Götz Rausch Band: „Schaurige Märchen“ (Rainsong/Sena Music), Record-Release-Konzerte: 18. 1. Café Bilderbuch, Schöneberg, 21. 2. Corbo Berlin, Treptow

■ Hunting Island: „Lost One“ (Salon Mondial), Record-Release-Konzert: 17. 1. Marie Antoinette