Einblick (507)

Bjørn Melhus, Filmemacher/Künstler/Professor

■ Bjørn Melhus lebt und arbeitet seit 1987 in Berlin und studierte in den 1990er Jahren Kunst und Film an der HBK Braunschweig sowie am California Institute of the Arts in Los Angeles. Seit 2003 lehrt er an der Kunsthochschule Kassel. Seine Arbeit umfasst Filme, Videos und Installationen, aber auch zuletzt eine Smartphone-App als eines von sechs „Kunst am Bau“-Projekten für den neuen Berliner Flughafen. Die Galerie Patrick Ebensperger zeigt bis zum 15. Februar auf über 1.000 Quadratmetern die letzte Installation Liberty Park wie auch frühere Werke des Künstlers (s. auch Kolumne, Seite 14).

taz: Welche Ausstellung in Berlin hat Sie/dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum?

Bjørn Melhus: Es gab im vergangenen Jahr viele an- und aufregende Ausstellungen, aber ich möchte an dieser Stelle nicht in die Vergangenheit schweifen, sondern lieber einen Blick in die Zukunft wagen: Ab dem 19. Januar wird Stefan Panhans im Haus am Waldsee zu sehen sein, ein Künstler, dessen Werk ich im Einzelnen seit Jahren kenne und schätze und auf dessen Übersichtsausstellung ich sehr gespannt bin. Das kann an- und aufregend werden. Hingehen!

Welches Konzert oder welchen Club können Sie/kannst du empfehlen?

Mein Lebenswandel der letzten Jahre hat leider wenig Zeit für Clubs oder Konzerte gelassen. Meistens bin ich nachts selbst am Arbeiten. Dafür möchte ich auf eine Veranstaltung hinweisen, die ich, wenn ich in Berlin bin, seit fünf Jahren einmal im Monat immer freitags um Mitternacht besuche: „Videoart at Midnight“. Hier stellen Olaf Stüber und Ivo Wessel im Babylon Kino Mitte jeweils eine künstlerische Position vor. Kurz vor Weihnachten gab es schon die fünfzigste und sehr sehenswerte Ausgabe mit Hito Steyerl. Auf die nächste Ausgabe am 17. Januar darf man gespannt sein.

Welche Zeitschrift/welches Magazin und welches Buch begleitet Sie/dich durch den Alltag?

In der letzten Woche habe ich „Neoliberalismus – zur Einführung“ von Thomas Biebricher gelesen, was ich sehr empfehlen kann. Aber sonst gibt es ein Buch, auf das ich seit Jahren immer wieder gern zurückgreife: Das ist „Der Mann ohne Eigenschaften“ von Robert Musil. Unabhängig von der eigentlichen Geschichte bietet das Buch eine geradezu zeitlose und oft berührende Formel der Weltbetrachtung des beginnenden 20. Jahrhunderts, die auch heute an Aktualität nichts eingebüßt hat. Zum Beispiel Band 1, Kapitel 16, „Eine geheimnisvolle Zeitkrankheit“.

Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht Ihnen/dir am meisten Freude? Meine künstlerische Arbeit wie auch die Lehre an einer Kunsthochschule.