Beratungsstelle für Medikamente gefordert

Bei der Vorstellung des Arzneimittelreports fordert Bremer Forscher Ärzte dazu auf, günstigere Medizin zu verschreiben

Der Bremer Arzneimittelforscher Professor Gerd Glaeske hat Kassen und Kassenärztliche Vereinigungen dazu aufgefordert, eine unabhängige Medikamentenberatung für Ärzte aufzubauen, wie es sie in Bremen bereits gibt. Ärzte verschrieben neue und teure Medikamente, die aber nicht wirkungsvoller seien, kritisierte Glaeske gestern in Bremen bei der Vorstellung des neuen Arzneimittelreports der Gmünder Ersatzkasse. Diese so genannten Analogpräparate seien „eine belastende Plage“ der gesetzlichen Krankenversicherung.

Im zurückliegenden Jahr sind laut Glaeske 21 neue Wirkstoffe auf den Markt gekommen, von denen aber nur 13 einen echten Vorteil böten. Bei der Verschreibung dieser Medikamente „wird Geld vorsätzlich verschwendet“, kritisierte der Wissenschaftler. „Ärzte müssten es eigentlich besser wissen.“ Durch die Verordnung preisgünstigerer Medikamente mit gleicher Wirkung (Generika) könnten die Krankenkassen im Jahr drei Milliarden Euro sparen. Analogpräparate sind Glaeske zufolge auch „eine Falle für die Ärzte“. Die Krankenkassen hätten im zurückliegenden Jahr 23,7 Milliarden Euro für Arzneimittel ausgegeben. Das seien zwei Milliarden Euro mehr als für ärztliche Behandlungen. Angesichts dieser Zahlen „sollten Ärztinnen und Ärzte doch endlich darüber nachdenken, ob sie wirklich Herstellern mit unnötigen Analogprodukten zu zweistelligen Umsatzzuwächsen verhelfen sollen – zum Schaden ihres eigenen Honorars“.

Älteren würden oft zu viele Medikamente und die falschen Wirkstoffe verordnet, hieß es. „Jeder dritte Mensch ab 65 bekommt fünf bis acht Wirkstoffe, einige nehmen sogar 13 und mehr“, kritisierte Mitautorin Katrin Janhsen. Vier seien aber nur verträglich. In Bremen seien die Zahlen teilweise noch höher. Die jährlichen Arzneimittelausgaben pro Versichertem in Bremen liegen dagegen laut Report mit knapp 600 Euro unter dem bundesweiten Durchschnitt von rund 700 Euro.

epd