leserinnenbriefe
:

Das Geld fehlt in der Rentenkasse

■ betr.: „Sozialpolitik. Wölfin im Schafspelz“ von Ursula Engelen-Kefer, taz vom 8.7. 10

Frau Engelen-Kefer spricht eine deutliche Sprache, und ich hoffe, dass sie gehört beziehungsweise gelesen wird.

Dass das Kürzen der Rentenbeiträge für die Betroffenen nur 2 Euro und noch was am Ende betragen wird, ist wirklich nicht viel, aber zusammengenommen sind es 1,8 Milliarden Euro, die der Staat sparen und für sich selbst verbuchen kann. Aber wem nimmt er denn dieses Geld weg? Die Armen werden nicht jammern wegen 2 Euro und noch was, aber diese 1,8 Milliarden fehlen der Rentenkasse. Diese bekommt das Geld eben nicht, und diese könnte es brauchen. Dahin gehört das Geld und nicht in die Staatskasse, die das Geld wieder verschleudert oder verbrennt. Und das ist das Ungeheuerliche. Der Rentenkasse wird das Geld geklaut. Gutes tut der Staat (schon seit Schröder) schon lange nicht mehr.

KAROLA SCHRAMM, Lelystad, Niederlande

Ungerecht und unausgewogen

■ betr.: „Unions-Minister motzen gegen Rösler-Reform“,taz vom 12. 7. 10

Wie das Sparpaket der schwarz-gelben Bundesregierung, so ist auch diese Gesundheitsreform an sich alles andere als sozial gerecht und ausgewogen. Sie beinhaltet nämlich eine Erhöhung der gesamten Krankenkassenbeiträge für Arbeitnehmer von maximal 29,11 Prozent. Damit trägt die Gesundheitsreform erheblich dazu bei, dass die Schere zwischen Arm und Reich weiter auseinandergeht und sie die Konjunkturbremse für die Wirtschaft schlechthin sein wird.

Das ist die Folge der schwersten Finanz- und Wirtschaftskrise seit 1929, die wieder einmal nur die kleinen Leute mit den beschlossenen Abgabenerhöhungen bezahlen sollen, anstelle der ursächlich für die Krise verantwortlichen Bad-Banker. Da wäre es doch sozial weitaus gerechter, wenn stattdessen die Beitragsbemessungsgrenzen in der gesetzlichen Krankenversicherung generell aufgehoben würden und wirklich alle – vom abhängig Beschäftigten bis zum Selbständigen – in ein gemeinsames und solidarisches Krankenkassensystem einzahlen müssten. Und zwar jeweils 14,9 Prozent des gesamten Bruttoeinkommens, wovon 50 Prozent der Arbeitgeber wie zu Bismarcks Zeiten zu tragen hätten.

Arbeitgeber sollten nicht nur Profiteure sein, sondern auch noch im 21. Jahrhundert soziale Verantwortung gegenüber ihren Mitarbeitern und dem Staat ausüben dürfen.

ROLAND KLOSE, Bad Fredeburg

Es gibt täglich „Nachwuchs“

■ betr.: „Öffnet das Karlsruher Urteil dem Designer-Baby Tür und Tor?“, taz vom 10. 7. 10

Wenn man die Gegner des Urteils hört, könnte man meinen, es gehe darum, eine vom Aussterben bedrohte Art zu erhalten. Aber es gibt doch täglich „Nachwuchs“ aufgrund von Krankheiten und Unfällen. Da fallen die paar verhinderten Babys gar nicht ins Gewicht. Weil viele von uns als alte Menschen eine Behinderung erleiden werden – bei mir ist es schon so weit –, ja, weil es jeden von uns täglich treffen kann, haben wir alle ein Interesse daran, die Lebensbedingungen für Behinderte zu verbessern, nicht aber, ihre Existenzberechtigung anzuzweifeln. CHRISTIANE RATTINGER, Offenburg