Neue Hoffnung für Stade

Auf dem Werksgelände der Hydro Aluminium will Prokon Nord Windrad-Flügel bauen und Biokraftstoff produzieren. Electrabel erwägt den Bau eines Kohlekraftwerks. 90 von 400 Aluwerkern sollen eine neue Anstellung finden

Hydro Aluminium hat Nachnutzer für sein Werksgelände in Stade gefunden. Wie das Unternehmen gestern mitteilte, werden dort statt Aluminium zukünftig Windräder und Biotreibstoff erzeugt. Auf einem Nachbargrundstück plant die Firma Electrabel ein 800-Megawatt-Kohlekraftwerk. Die 90 bis 100 Arbeitsplätze, die hier entstehen, sollen vorrangig mit ehemaligen Hydro-Beschäftigten besetzt werden. Im Werk arbeiten zurzeit noch 400 Menschen.

Hydro Aluminium hatte im Juni 2005 beschlossen, neben dem Hamburger Aluminiumwerk (HAW) auch sein Werk in Stade zu schließen. Das Unternehmen, eine Tochter des norwegischen Konzerns Norsk Hydro, begründete das mit den hohen Strompreisen in Deutschland. Das Werk in Stade leide wegen seiner veralteten Technik besonders unter den Strompreisen.

Die Fabrik wird von Prokon Nord aus Leer übernommen, einem Unternehmen, das sich mit Planung, Bau und Betrieb von Anlagen zur regenerativen Energieerzeugung befasst. Prokon übernimmt das Betriebsgelände mit sämtlichen Pflichten, also auch der Beseitigung von Altlasten. „Es brauchte erhebliche Vorarbeiten, um das abschätzen zu können“, sagte André Hamers von Prokon der taz.

Prokon will die großen Hallen des Aluwerks nutzen, um Flügel für ihre großen Multibrid-Windkraftanlagen zu bauen. Mit einer Leistung von fünf Megawatt gehören sie derzeit zu den Größten. Von Stade aus können die riesigen Rotorblätter per Schiff abtransportiert werden.

Der Elbhafen kommt auch dem Bioethanolwerk zugute, das Prokon bauen will. In der ersten Produktionsphase will Prokon 260.000 Tonnen Getreide pro Jahr anliefern lassen. Daraus würden täglich 300.000 Liter Treibstoff hergestellt. 40.000 Mittelklassewagen können damit 100 Kilometer weit fahren. Ziel sei es, die Produktion mittelfristig auf 600.000 Liter pro Tag auszuweiten.

Die Ethanolraffinerie wird von einem kleinen Müllheizkraftwerk mit Dampf und Strom versorgt. Mit dem Dampf könnten auch benachbarte Fabriken beliefert werden, sagte Hamers. „Ein Vertrag wurde aber noch nicht abgeschlossen.“

Das Nachbargrundstück hat Hydro dem Energieversorger Electrabel verkauft, einer Tochter des Konzerns Suez. Das Genehmigungsverfahren für ein großes Kohlekraftwerk auf dem Gelände laufe seit einem halben Jahr. Eine Investitionsentscheidung sei aber noch nicht gefallen. Gernot Knödler