Vorwärts, Raucher!

Die Tabaklobby schaltet natürlich keine „Dankesanzeigen“, um sich für die gemäßigte Raucherpolitik der Bundesregierung zu revanchieren. Geht klar

Was machen Lobbygruppen oder große Unternehmen, wenn sie sich von der Politik ausnahmsweise mal so richtig verstanden fühlen? Sie bedanken sich. Zum Beispiel, in dem sie in ganzseitigen Vierfarbanzeigen die „Vereinbarung zwischen dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) und der Bundesregierung“ zum Thema Rauchen in Kneipen und der weiteren Öffentlichkeit „begrüßen“.

Diese Anzeige (Abb.) der Reemtsma Cigaretten-Fabriken findet sich zum Beispiel im aktuellen SPD-Mitgliederblatt Vorwärts. Schließlich hatten die Bundesregierung und ihre Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) ja sehr im Sinne der Tabaklobby auf Auflagen wie in Irland – wo das Rauchen im Pub verboten ist – verzichtet. Und siehe da, auch Reemtsma ist „überzeugt, dass die Situation mit Rücksicht und Höflichkeit sowie separaten Raucherbereichen gehandhabt werden kann“.

21.950 Euro kostet so eine Anzeige im Vorwärts, erreicht praktischerweise gleich einen ganzen Haufen politischer FunktionsträgerInnen – und freut die Kassenwarte des schon durch einige finanzielle Krisen geschlitterten früheren Traditionsblattes. Doch als „Dankeschön“ will man den Auftritt (Slogan: „Wer raucht, sollte sich sehen lassen können“) bei Reemtsma nicht verstanden wissen: „Eine Dankesanzeige ist es ja nicht gerade“, sagt Pressereferent Sebastian Blohm. Man schalte auch nicht „nur in Parteiorganen“, sondern zum Beispiel auch in Fachblättern der Werbe- und Medienbranche. Wo genau, darüber gebe Reemtsma aus strategischen Erwägungen aber „grundsätzlich keine Auskunft“. Und außerdem, so Blohm, machten das doch alle so. Stimmt: Weiter hinten im selben Vorwärts hat Reemtsma-Konkurrent Philip Morris eine weitere wichtige Ganzseiten-Botschaft an die Sozialdemokratie: „Der illegale Zigarettenhandel hat größere Dimensionen, als man denkt.“ STG