„Ein Obelisk statt Roland“

WERKTAG Warum wir heute nichts zum Feiern haben, erklärt Konrad Elmshäuser, Leiter des Staatsarchivs

■ Leiter des Staatsarchivs, hat 1989 an der Bremer Uni zum französischen Mittelalter promoviert.

taz: Herr Elmshäuser, wie französisch ist Bremen noch?

Konrad Elmshäuser: Nicht besonders: Die Zeit von 1810-1813 war zu kurz, und sie ist hier auch in Bremen stark als Besatzungszeit empfunden worden.

War das nicht überall so?

In den Fürstentümern ist das oft als Befreiung empfunden worden. Und entsprechend war der französische Einfluss dort größer. Die Stadt hier war ja schon in Bürgerhand.

Och, dann können wir heute nicht freimachen, weil Nationalfeiertag und wir ja irgendwie doch Franzosen…?

Nein. Es war keine so prägende Zeit für Bremen…

nicht einmal durch Straßenbau oder Stadtplanung?

Zum Glück! Die wollten ja den Marktplatz komplett umbauen, zu so einem Rondel mit einem Obelisken statt Roland in der Mitte. Nein, es gab nur wenig bedeutende Neuerungen.

Na, die Handelskammer ist doch wichtig!

Keine Frage. Aber die wurde ja 1813 sofort wieder abgewickelt und hat sich erst nach 1848 neu gegründet. Das ging mit fast allen Institutionen so: Nach Abzug der Franzosen wurde erst einmal das mittelalterliche Stadtrecht wieder eingeführt. Aber immerhin hatte man einen ersten Eindruck von moderner Verwaltung bekommen und von Gewaltenteilung: Also, dass es so etwas wie Richter geben könnte, und die Rechtsprechung nicht automatisch von Senatoren ausgeübt werden muss. Etwas, was man beibehalten hat…

ja?!

… ist allerdings das zivile Register. Das freut natürlich uns Archivare: Seit 1811 werden in Bremen sämtliche Geburten, Sterbefälle und Eheschließungen amtlich erfasst – statt lückenhaft im Kirchenbuch. Im Reich wurde das erst 1875 einheitlich eingeführt. INTERVIEW: BES