Weg auf Deubel komm raus

ABSCHIEBUNG Schwerkranker Ghanaer soll nach 18 Jahren Aufenthalt in Hamburg abgeschoben werden. Bei einem Besuch in der Ausländerbehörde klickten trotz Selbsttötungsgefahr die Handschellen

„Ein Fall für die Härtefallkommission“

CHRISTIANE SCHNEIDER, DIE LINKE

Joseph Kofi Sraha ahnte wohl Böses, als er am Dienstagmorgen einen Betreuer der Flüchtlingsberatungsstelle Café Exil bat, ihn beim Gang in die gegenüberliegende Hamburger Ausländerbehörde zu begleiten. Doch auch dieser konnte es nicht verhindern, dass die Handschellen klickten und der Ghanaer in die Abschiebehaft gebracht wurde.

Kofi Sraha lebt inzwischen seit 18 Jahren mehr oder weniger permanent in Deutschland und hat hier Familie. Nachdem er aus gesundheitlichen Gründen vor mehr als zehn Jahren aus dem Abschiebeknast Glasmoor entlassen werden musste, und dann „freiwillig“ ausreiste, war er laut Ausländerbehörde 2001 wieder eingereist. Da der 56-Jährige an Diabetes leidet und als flugunfähig gilt, ist er seither „geduldet“ worden.

„Wir verhandeln mit ihm seit einem Jahr über eine Ausreise“, sagt Ausländerbehörden-Sprecher Norbert Smekal. Wenn es eine Behandlungsmöglichkeit im Heimatland gebe, ist nach Auffassung des Bundesamtes zur Anerkennung von Flüchtlingen eine Abschiebung möglich. „Wir haben ihn aufgefordert, in Ghana ein Konto einzurichten“, berichtet Smekal. Darauf würde das Geld für die notwendigen Behandlungskosten für zwei Jahre überwiesen. „Das hat er nicht getan, er sagt, dass er nicht ausreisewillig ist“, sagt Smekal. Deshalb sei ein Abschiebehaftbefehl beantragt und richterlich angeordnet worden. Beim Haftprüfungstermin am Nachmittag sei der Haftbefehl ausgesetzt worden, berichtet Srahas Anwalt Günter Krause-Ablaß. „Er muss sich nur einmal wöchentlich melden.“

Die Innenpolitische Sprecherin der mitregierenden Grünen, Antje Möller, ist irritiert. „Details zu dem Fall kann ich nicht sagen“, sagt Möller. Aber bei einer chronischen Erkrankung müsste der Gesamtfall genauestens geprüft werden. Die Betreuer im Café Exil sind erleichtert. „Herrn Sraha geht es sowohl körperlich als auch psychisch sehr schlecht“, sagen der Betreuer. „Wir hatten Angst, dass er in Abschiebehaft Selbstmord begehen könnte.“

Für die Innenpolitikerin der Linken, Christiane Schneider ist „Kofi Sraha ein Fall für die Härtefallkommission“. Denn auch wenn Sraha von der Abschiebehaft verschont worden ist, macht Smekal keinen Hehl daraus, dass dessen Abschiebung weiter betrieben werde. KAI VON APPEN