MODERNE DIEBE
: Language of Business

„Don’tTryIfYouDon’tWantToBuy“, repetiert er hypnotisch

Sprechen Sie mir nach: „VierMangoJetztEinEuroVierMangoJetztNurNochEinEuro.“ Wenn Sie das dreimal hintereinander schaffen, ohne sich zu versprechen und ohne Luft zu holen, sind sie entweder Nichtraucher mit logopädischer Ausbildung oder der arabische Obsthändler am Maybach-Ufer-Markt, an dessen Stand ich neulich DreiAvocadoFürEinEuro gekauft habe.

Auf dem säuberlich aufgehäuften Obst liegt ein Plastikteller mit Mangostückchen, auf einem Teller daneben Streifchen von den Papayas, die ebenfalls im Angebot sind. Eine junge Frau mit Pudelmütze greift im Vorbeigehen hastig erst in den einen, dann in den anderen Teller und geht schnell und kauend weiter.

Dem Obsthändler, der gerade eine Tüte mit Äpfeln abwiegt, ist das natürlich nicht entgangen. Er sieht sich gezwungen, sein Mango-Mantra zu unterbrechen. „WerNichtKaufenWillSollAuchNichtKostenWerNichtKaufenWillSollAuchNichtKosten“, wiederholt er nun, während er die Äpfel ihrem Käufer reicht. Dann wechselt er auch noch die Sprache: „Don’tTryIfYouDon’tWantToBuyDon’tTryIfYouDon’tWantToBuy“, repetiert er nun hypnotisch, während er einige Kiwis verpackt und abkassiert. Er spricht immer noch in Richtung der Mundräuberin, die inzwischen wohl außer Hörweite ist. Dann nimmt er meine Avocados und sag erklärend: „These people are modern thieves. They don’t come here to buy. They just come here to eat.“

Um nicht mit dem in Nordneukölln herumslummenden internationalen Hipsters verwechselt zu werden, entgegne ich, dass ich Deutsch spreche. „Okay. But English is the language of business“, antwortet er und steckt meinen Euro in die Kasse. Dass ich auch von den Mangos probiert habe, ohne die zu kaufen, muss ihm entgangen sein. Oder sollte das eine Warnung fürs nächste Mal sein? Egal, die Mangos waren einfach noch nicht reif. TILMAN BAUMGÄRTEL