die taz-empfehlung
: Nicht ansehen!

Nein, mit Fußball hat er nichts zu tun, der „tschechische Traum“, dem diese Abschlussarbeit der beiden Prager Filmstudenten Vit Klusak und Filip Remuda ihren Titel verdankt – vielmehr mit dem möglicherweise größten Schwindel, dem die noch nicht lang mit der freien Marktwirtschaft gesegneten Tschechen bisher aufsaßen. „Cesky sen“ („Tschechischer Traum“), das ist der Name eines Super-, nein, Hypermarktes, den die Filmemacher zum Schein gründen. Und zu dessen „Eröffnung“ dann, angebahnt durch eine höchst professionelle Werbe- und Marketingkampagne, tatsächlich tausende von Schnäppchenjägern Slogans wie „Nicht hingehen!“ folgen und sich auf einer grünen Wiese einfinden.

Wo sie dem Durchschneiden eines roten Bandes beiwohnten, um dann endlich losstürzen zu dürfen – einzig aus Gerüst und bunter Folie aber bestand dann die vermeintliche Vorderfront des vermeintlichen Einkaufsparadieses. Der Traum – oder auch nur das, was Psychologen und Grafikdesigner ihm zur Entsprechung ersannen – ist Attrappe.

Wobei es Klusak und Remuda nicht darum geht, ihre Landsleute als doof oder die Warenwelt schlicht als böse darzustellen. Einer ausdrücklichen Wertung enthalten sie sich – angesichts ihres subversiven Witzes aber sollte sich etwa ein Michael Moore warm anziehen. Wellen schlug ihr Konsum-Hoax damals bis ins Prager Parlament – allzu rasch nämlich fühlten sich die auf den „Tschechischen Traum“ Hereingefallenen ans zeitgleiche offiziöse Buhlen um ihre Zustimmung zur EU-Mitgliedschaft erinnert. Nicht zu Unrecht. ALDI

bis Di, täglich 21 Uhr, 3001-Kino