Klinik-Skandal: „Alle Fragen offen“

Über seine Beraterverträge hat der suspendierte Geschäftsführer trotz Aufforderung im März keinen Bericht vorgelegt

Der Geschäftsführer des Klinikums Bremen-Ost, Andreas Lindner, habe vermutlich mit dem Abschluss diverser Beraterverträge ohne Information des Aufsichtsrates seine Kompetenzen überschritten und zudem „dem Vorsitzenden des Aufsichtsrats gegenüber offensichtlich Falschaussagen gemacht.“ Das ist das Fazit einer ausführlichen Chronologie zu den Vorgängen am Krankenhaus Bremen-Ost, die Gesundheitssenatorin Karin Röpke gestern der Deputation für Gesundheit vorgelegt hat.

„Der Vorhang zu und alle Fragen offen“, so kommentierte die Gesundheitspolitikerin der CDU, Rita Mohr-Lüllmann, den Bericht der Senatorin. Vor allem die Frage, warum Staatsrat Arnold Knigge zurückgetreten ist, sei offen. Die grüne Bürgerschaftsabgeordnete Doris Hoch meinte, das Gesundheitsressort sei seit „mindestens drei Monaten über massive Vorwürfe inklusive eigenmächtiger Vertragsabschlüsse durch den Geschäftsführer informiert“ und habe „die Zügel schleifen“ lassen.

Am 10. März, so geht aus dem Bericht der Senatorin hervor, war in der Aufsichtratssitzung zum Beispiel nach der Summe der Beraterkosten von 960.000 Euro gefragt worden. Lindner hat das offenbar nicht aufklären können und wurde zu einem Bericht für Juli verdonnert. „Dieser Bericht liegt nicht vor“, stellte Klinik-Betriebsratsvorsitzender Lothar Schröder fest.

In der Aufsichtsratssitzung am Mittwoch wurde daher weniger über die Millionen-Verträge geredet als über die Putzfrauen der Klinik. Lindner wollte nämlich die Reinigung wieder vollständig in eigener Regie übernehmen, hatte 23 Reinigungskräfte angeheuert und zur Arbeit am 1. Juli einbestellt. Manche der Frauen hätten im Hinblick auf diesen Job andere Verträge gekündigt – und dann war am 1. Juli nichts, weil der Geschäftsführer Lindner den Reinigungs-Vertrag mit der „Krankenhaus-Service-GmbH“ (KSG) nicht gekündigt hatte, ärgert sich der Betriebsrat: „Das trifft nun wieder die Ärmsten der Armen.“

Nach dem Bericht der Senatorin hat der suspendierte Klinikchef Lindner angegeben, er habe die umstrittenen Verträge mit Klinikholding-Chef Wolfgang Tissen abgestimmt und „nach Auffassung von Herrn Tissen“ seien die Verträge nicht „aufsichtsratspflichtig“ gewesen. Tissen bestreitet das und erklärt, er habe mit den Lindner vorgeworfenen Dingen nichts zu tun.

Tissen wehrt sich auch gegen das Wort von der „Entlassung“, das Staatsrat Knigge im Zusammenhang mit der Trennung von Tissen verwendet hatte. Er habe Anfang März mitgeteilt, dass er seinen Ende 2006 auslaufenden Vertrag nicht verlängern wolle, so Tissen. Daraufhin sei kurzfristig ein Aufhebungsvertrag in beiderseitigem Einvernehmen verhandelt worden. kawe