SOUNDTRACK

Man kann es so sehen: Veranda Music sind eine Art Golf unter den deutschen Pop- und Indie-Bands. Sie tuckern unaufgeregt und auch ein bisschen unauffällig durch die Gegend, fahren dabei nie zu schnell und erweisen sich so alles in allem als äußerst robuste Begleiter für Leute, die keine Angeber sind. Allerdings: Die Band hat – und an dieser Stelle gerät das Bild in leichte Schieflage – für ihre zwischen 1999 und 2002 veröffentlichten Alben auch bereits jene Art von Lobpreisungen erhalten, die eigentlich eher späteren Designklassikern zuteil werden. Als „Glücksfall“, als „zu schön, um wahr zu sein“ oder als „zum Weinen schön“ wurden sie bezeichnet, um sich dann geschlagene sechs Jahre anderen Dingen, zum Beispiel der Theatermusik, zu widmen. Gefühlte zehn Musikhörer-Generationen später erschien 2008 mit „Secret Scenes“ schließlich ein vollends entspanntes, mit dichtem, warmen Sound und fast schon unerhörter Leichtigkeit angefülltes Pop-Album, das in seiner klug komponierten Lässigkeit eine gewisse Zeitlosigkeit aufweist und damit sicherlich mindestens sechs weitere Jahre vorhält. Es ist also, um zum Anfang zu rückzukehren, hier von einem Golf im Tarnanzug die Rede und man möchte ihn sich am liebsten nicht in einer von Rock verräucherten übellaunigen Garage vorstellen, sondern zum Beispiel auf einem Dachgarten über einer brütenden Stadt. Wie gut, dass sich das Uebel & Gefährlich unlängst einen installiert hat. Fr, 16. 7., 20 Uhr, Uebel & Gefährlich (Dachgarten), Feldstraße 66 Gerade mal zwei Jahre ist es her, dass ein junger Bursche aus San Diego die ganze Palette aus Entzücken und Erstaunen bediente, indem er eine Art soundmäßigen Unterbietungswettbewerb initiierte. Wer vorher meinte zu wissen, was unter Low-Fi zu verstehen ist, überdies der Ansicht war, schon alle juvenilen Soundkreuzungen gehört zu haben, wurde von diesem äußerst schmutzigen Mix aus Surfpop, Skate-Punk und Strandabfall schlichtweg an die Wand oder sonst wohin genagelt. Dann folgte das Übliche: Eskapaden, Trunkenheit auf der Bühne, Karriereknick, noch vor Karrierebeginn und Besetzungswechsel bei den ehedem als One-Man-Show entstandenen Wavves (Foto). Jetzt ist alles wieder gut bis sehr gut. Eine neue Platte ist unter Zuhilfenahme frischer Musiker aufgenommen worden, diesmal wurde sogar das Studio aufgesucht und auch musikalisch wurde alles neu ausgelotet. „King of the Beach“ wird aus diesem Grunde wohl auch nicht mehr wie ein schweißtreibender Anschlag auf die Gemütlichkeit klingen, sondern wagt sich an elaborierte Soundspielereien à la „Animal Collective“ heran. Aber keine Angst: Irgendwie ungehobelt bleibt es natürlich. So, 18. 7., 21 Uhr, Astra Stube, Max-Brauer-Allee 200 NILS SCHUHMACHER