Helden einer antiken Tragödie

Die Portugiesen hadern mit ihrer Niederlage gegen Frankreich. Beim Spiel um Platz 3 wollen sie aber ihr Bestes geben

„Wir sind einfach nicht durch ihre Verteidigung gekommen.“ Deco, der Gedankengeber der portugiesischen Mannschaft, klang ein wenig verzweifelt nach dem Spiel. Eigentlich, sagte er, sei Portugal die bessere Mannschaft gewesen. Frankreich habe sich nach der Führung durch das Elfmetertor von Zinedine Zidane (33.) zurückfallen lassen und auf Konter gewartet. „Wir haben es versucht“, sagte Deco. Es ist beim Versuch geblieben.

Portugal wird nun morgen gegen Deutschland um den dritten Platz spielen. Es werde schwer werden, sich noch einmal zu konzentrieren, sagte der gebürtige Brasilianer und versprach: „Unserer Fans wegen müssen wir unser Bestes geben.“ Am Mittwoch in München hat Deco wahrlich nicht schlecht gespielt. Er war lauffreudig, hat sich überall auf dem Feld angeboten, hat die Lücke gesucht für ein Anspiel in die Spitze. Gefunden hat er sie nie. Stürmer Pauleta wartete vergeblich auf ein Anspiel. Nur einmal hat er aufs Tor geschossen (53.). Die größte Chance des Spiels hatte Luis Figo, der nach einem Fangfehler des französischen Torwarts Fabien Barthez einen Kopfball unbedrängt über das Tor setzte (77.). Die gefährlichste Aktion der Portugiesen war somit das Ergebnis des Fehlers eines Franzosen.

Immer wieder versuchten die Portugiesen über die Außenpositionen nach vorne zu kommen. Cristiano Ronaldo setzte unermüdlich zu seinen Tempodribblings an, auch Luis Figo rannte eifrig die Linie entlang – zumindest in der ersten halben Stunde des Spiels. Und dennoch hatten alle Angriffsbemühungen etwas Hilfloses an sich. Es war ein Sisyphosspiel für die Portugiesen, die immer noch mit den gleichen Mitteln ihren Gegner auszuspielen versuchten, als sie eigentlich längst gemerkt haben mussten, dass all ihr Anrennen zwecklos ist.

Am Ende fühlten sie sich wie die Helden einer antiken Tragödie. Sie waren sich sicher, die bessere Mannschaft gewesen zu sein, und mussten dennoch die Unausweichlichkeit der Niederlage hinnehmen. „Wir haben nicht das Resultat bekommen, das wir verdient haben“, sagte der geknickte Pauleta. Auch Verteidiger Fernando Meira fand das Ergebnis ungerecht: „Portugal hat es eher verdient, ins Finale zu kommen, als Frankreich.“

Der Trainer der Portugiesen, Luiz Felipe Scolari, zeigte Verständnis für die maßlose Enttäuschung seiner Spieler. Er sagte aber auch: „Sie müssen akzeptieren, was passiert ist.“ Er selbst glaubte nach dem Spiel, dass seine Trauer nur ein paar Stunden andauern werde. Dann wird sich eventuell auch der Ärger über den Schiedsrichter aus Uruguay wieder gelegt haben. „Er wusste genau, was er wollte“, sagte Scolari. Der Referee hätte ein Foul von Willy Sagnol an Cristiano Ronaldo mit einem Elfmeterpfiff ahnden müssen, so der Trainer, dessen Vertrag nach dem Ende der Weltmeisterschaft ausläuft. Auch wenn er nach zwölf WM-Erfolgen als Trainer hintereinander im 13. Spiel eine Niederlage hinnehmen musste, ist er mit seinen 32 Siegen seit Herbst 2002 nach wie vor der erfolgreichste portugiesische Nationaltrainer aller Zeiten. „Man wird sehen“, meinte der Brasilianer, auf eine mögliche Weiterbeschäftigung angesprochen. ARUE