OFF-KINO
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

Geht es um die Konservierung des Stummfilmerbes, besitzt das Festival „Il Cinema Ritrovato“ in Bologna einen herausragenden Ruf. Seit nunmehr 25 Jahren stellen die Italiener immer wieder frisch restaurierte Kostbarkeiten aus den Tagen des Stummfilms vor und lenken den Blick der filmhistorisch Interessierten auf sonst längst vergessene Raritäten. Das Babylon Mitte präsentiert in Zusammenarbeit mit „Il Cinema Ritrovato“ nun ab Freitag ein zehntägiges Stummfilmfestival, zu dem die Italiener zumindest den Eröffnungsfilm beisteuern: „Maciste all’inferno“ (1926) zeigt den einzig wahren italienischen Monumentalfilmhelden auf dem direkten Weg in eine surreale dantesche Hölle, wo er sich zwangsläufig mit dem Teufel auseinandersetzen muss. Ebenfalls in Erscheinung tritt Maciste in Giovanni Pastrones 1914 entstandenem Antik-Opus „Cabiria“, dem modernsten Monumentalfilm seiner Zeit, für den der Regisseur erstmals durchweg begehbare Kolossalbauten errichten ließ. Das Action-Melodram spielt zur Zeit der Punischen Kriege und erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die in den Wirren nach einem spektakulären Ausbruch des Ätnas – da krachen die Säulen so richtig schön – von Piraten geraubt wird und nach allerlei Abenteuern schließlich als Gattin des Römers Fulvio heimkehren kann. Maciste, der Hüne im Leopardenfell, gibt hier den Diener Fulvios und rettet die Holde unter anderem vor blutrünstigen Hohepriestern. Neben diesen Ausflügen ins Monumentalgenre erscheinen vor allem zwei frühe John-Ford-Western („Straight Shooting“, „Three Bad Men“) interessant, doch ansonsten – man muss es leider sagen – bietet das Festival vor allem Altbekanntes: Natürlich sind „Panzerkreuzer Potemkin“, „Metropolis“ (die frisch restaurierte Fassung gibt es als Open-Air-Veranstaltung auf dem Rosa-Luxemburg-Platz) und „La passion de Jeanne d’Arc“ keine schlechten Filme, aber man bekommt sie in Berlin doch ziemlich regelmäßig zu sehen. Da stand beim Babylon wohl vor allem der kommerzielle Gedanke im Vordergrund, dem Publikum nur ja nichts Unbekanntes zuzumuten. Schade, aber immerhin gibt es die Klassiker durchweg in neuen Live-Vertonungen von renommierten internationalen Stummfilmmusikern zu sehen und zu hören. (Maciste all’inferno, 16./18. 7.; Metropolis, 16. 7.; Cabiria, 17. 7., Babylon Mitte)

Auf den Spuren seines Vaters bewegte sich Douglas Fairbanks Jr. in dem 1947 von Max Ophüls inszenierten Mantel-und-Degen-Abenteuer „The Exile“. Fairbanks verkörpert hier den englischen König Charles II., der sich im niederländischen Exil allerlei Verschwörungen erwehren muss und dabei sowohl auf eine intrigante Gräfin (Maria Montez) als auch auf eine patente einheimische Helferin (Paule Croset) stößt. Für Ophüls war „The Exile“ die erste Regiearbeit in Hollywood, wo er sich ja schon seit den frühen 1940er Jahren selbst im Exil befand. „The Exile“ entstand komplett im Studio und besticht mit den liebevollen Holland-Dekors, Ophüls’ eleganter Inszenierung und Fairbanks’ amüsiert-amüsantem Spiel. (OF, 17. 7., Zeughauskino) LARS PENNING