Israel besetzt den nördlichen Gaza-Streifen

Mehrere Tote bei Militäraktion. Eine Pufferzone soll palästinensischen Raketenbeschuss unterbinden

JERUSALEM taz ■ Mit heftigem Widerstand haben palästinensische Kämpfer auf die erneute israelische Besetzung des nördlichen Gaza-Streifens reagiert. Mindestens drei Palästinenser kamen ums Leben, als im gestrigen Morgengrauen Panzer und Infanteriesoldaten eindrangen, um sich in drei ehemals jüdischen Siedlungen zu postieren.

Die Siedlungen waren vor knapp einem Jahr geräumt worden. Auch im südlichen Grenzgebiet des Gaza-Streifens starben zwei bewaffnete Palästinenser, nachdem die Armee mit Panzern und Bulldozern eindrang, um Tunnel freizulegen, die zum Schmuggel von Waffen aus Ägypten genutzt werden. Am Nachmittag wurden bei einem israelischen Luftangriff offiziellen Angaben zufolge acht bewaffnete Palästinenser bei Beit Lahia im Norden des Gaza-Streifens getötet. Eine radikale Palästinensergruppe gab ihrerseits bekannt, sie habe einen israelischen Soldaten bei den Kämpfen um den Ort erschossen.

„Israel hat nicht die Absicht, im Gaza-Sumpf zu versinken“, kommentierte Verteidigungsminister Amir Peretz die seit Tagen geplante Operation des Militärs. Eine mehrere Kilometer breite Pufferzone soll den palästinensischen Raketenbeschuss auf Israel beenden. Offizieller Auslöser waren zwei Kassam-Raketen, die zum ersten Mal die gut zehn Kilometer nördlich vom Gaza-Streifen gelegene Stadt Aschkelon erreichten. Trotz der erneuten Besatzung schlug gestern Nachmittag wieder eine Kassam-Rakete unweit von Aschkelon ein. Der südliche Gaza-Streifen ist bereits seit einer Woche wieder besetzt. Am Sonntag zuvor hatten Aktivisten der Hamas den israelischen Gefreiten Gilad Schavit entführt.

Die Armee beharrt darauf, nicht dauerhaft im Gaza-Streifen bleiben zu wollen, gleichzeitig räumte Peretz einen Zeitraum von „mehreren Monaten“ für die Operation ein. Ohne eine politische Lösung für das Problem des Raketenbeschusses macht es kaum Sinn, die Truppen wieder abzuziehen. Entscheidend für Verhandlungen ist der Ausgang der Geiselaffäre. Premierminister Ehud Olmert lehnt offiziell einen Austausch gegen palästinensische Häftlinge ab. Diskutiert wird dennoch die Freigabe von Inhaftierten „ohne Blut an den Händen“ zu einem späteren Zeitpunkt. Informationen ägyptischer Vermittler zufolge drängen die Entführer sowohl auf eine schriftliche Zusage Israels als auch auf Garantien aus Ägypten und Frankreich. Schalit ist israelischer und französischer Staatsbürger. SUSANNE KNAUL