Libysches Hilfsschiff steuert Ägypten an

GAZA Angesichts israelischer Warnungen lenkt die Gaddafi-Stiftung ein, um niemanden in Gefahr zu bringen. Die Regierung in Jerusalem appelliert an die USA und die UNO, um eine Eskalation zu vermeiden

JERUSALEM taz | Ohne Auseinandersetzung mit Israels Marine ist ein neuer Versuch ausgegangen, Hilfsgüter nach Gaza zu transportieren. Sechs Wochen nach den blutigen Kämpfen auf dem türkischen Schiff „Mavi Marmara“ und dem Tod von neun propalästinensischen Aktivisten ließ sich am Mittwoch ein aus Libyen kommendes Schiff von seinem Kurs nach Gaza abbringen. Die „Al Amal“ („Hoffnung“) war am Samstag mit 15 Aktivisten und 12 Besatzungsmitgliedern in See gestochen, um 2.000 Tonnen Medikamente, Nahrungsmittel und Fertighausbauteile nach Gaza zu bringen. Berichten der „Stimme Israels“ zufolge agierte der österreichische Unternehmer Martin Schlaff als Vermittler in der Affäre.

Während des tagelange Tauziehens zwischen Israel, den libyschen Organisatoren und dem Kapitän des Schiffes hielt sich die israelische Marine in höchster Bereitschaft. Mehrere Kriegsschiffe erwarteten die „Hoffnung“ seit Dienstagabend auf hoher See. Die israelische Regierung hatte wiederholt angekündigt, sie werde nicht zulassen, dass die Seeblockade durchbrochen wird, die nötig sei, um den Waffenschmuggel nach Gaza zu unterbinden. Das Schiff war von der „Gaddafi-Stiftung“ von Saif al-Islam Gaddafi, Sohn des libyschen Staatschefs, finanziert worden. Ein Sprecher der Stiftung erklärte den Kurswechsel Richtung Ägypten damit, dass man niemanden in Gefahr habe bringen wollen.

Noch am Dienstag meldete das libysche Schiff einen Maschinenschaden, konnte aber dennoch die Fahrt fortzusetzen. Die ganze Nacht über funkten die israelischen Kriegsschiffe Warnungen an den Kapitän der „Hoffnung“, der die Verantwortung für die Konsequenzen trüge, sollte er sich doch für die Weiterfahrt nach Gaza entscheiden. Parallel lancierte Jerusalem eine diplomatische Kampagne und bat die USA und die UNO um Hilfe, um eine erneute Eskalation zu vermeiden. Das Außenministerium in Washington appellierte, die Hilfslieferungen auf dem Landweg zu transportieren, um Israel die Möglichkeit zur vorherigen Kontrolle zu geben. Auch die EU-Außen- und Sicherheitsbeauftragte Cathrine Ashton zeigte sich „besorgt“.

Danni Ayalon, stellvertretender Außenminister in Jerusalem, wertete die Rückendeckung der USA und der EU als ein Signal, das „Israels Sicherheitspolitik rechtfertigt“. SUSANNE KNAUL