Und, war’s lecker?

ESSKULTUREN Ob jetzt in diesen Tagen bei der Grünen Woche oder überhaupt auf den Straßen der Stadt – mit den Happen von der Hand isst Berlin gern international. Der Döner ist längst alteingesessener kulinarischer Gast. Die Falafel kann die Gentrifizierung kartografieren … Ein schnelles Finger-Food-Alphabet

VON THOMAS MAUCH

Alufolie: Beliebter, nicht essbarer Bestandteil von Schnellgerichten. Aufgrund des Ressourcenverbrauchs und hohen Energiebedarfs zur Herstellung von Aluminium steht der Gebrauch von Folie in der Kritik von Umweltschützern; siehe Ökologie

Bier: Beliebte Zwischenmahlzeit, gern in der Öffentlichkeit verzehrt. Seit 1999 untersagte das Berliner Straßengesetz den Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit. Mitte des Jahres 2006 wurde dies jedoch wieder aufgehoben.

Currywurst: Seit seiner Erfindung durch Herta Heuwer am 4. September 1949 in Charlottenburg gern gegessener und mit einem eigenen Museum gewürdigter Snack: Das Deutsche Currywurst Museum beim Checkpoint Charlie hat täglich von 10 bis 20 Uhr geöffnet.

Döner: Als ein Stück „typisch deutsche Esskultur“ machte er – ausgehend von einem Stand vor dem Goethe-Institut dort – längst auch in Hanoi in Vietnam Furore. Wie es um das Geschäft mit dem Drehspieß in Berlin steht, liest man auf Seite 45

Eis: Nicht nur im Sommer; siehe auch Verpackung

Falafel: Die vegetarische Alternative mit orientalischem Flair im Biss. In Berlin mit Mangosauce gereicht. Kann auch als Gentrifizierungsindikator herangezogen werden. Mehr auf Seite 44

Grüne Woche: Zu essen gibt es bei der Ernährungsmesse bis 26. Januar genug. Mit „Fast Food“ als Suchbegriff landet man auf www.gruenewoche.de allerdings null Treffer; siehe auch Ökologie

Hamburger: Der in ein Brötchen (Schrippe, Wecken) geklemmte Klops ist auch eine Glaubensfrage. Als ein weltbekannter Bräter im Kreuzberger Wrangelkiez 2007 eine Filiale eröffnen wollte, formierte sich dagegen eine Bürgerinitiative. Im Kiez kam die Filiale dennoch gut an. Als „Burger“ drängt der Klops vermehrt von der Straße weg, zurück in die Restaurants, wo er dann auch mit Messer und Gabel serviert wird.

Imbiss: Zwischenmahlzeit. Im internationalen Angebot in der Stadt bildet sich die internationale Migration ab.

Joghurtsoße: Oder doch lieber Knoblauch, scharf? Siehe Döner

Käsespätzle: Nicht gerade klassisches Fastfood. Am besten mit gerösteten Zwiebelringen. Die kulinarische Paradedisziplin der Schwaben gewinnt auch in Berlin an Boden; siehe Streetfood

Langsam Essen: Slow Food, eine ursprünglich aus Italien stammende Gegenbewegung zum Fastfood, will das Essen genussvoll, bewusst und regional. Zu den Aktivitäten von Slow Food Berlin zählt unter anderem das „Lecker Kino“ mit kulinarischen Filmen im Moviemento.

Minipizza: siehe Pizza

Nutellacrêpe: Klebriger Versuch, französisches Flair an die Hand zu bekommen.

Ökologie: Essen hat mit Lebensmitteln zu tun. Und damit mit der Ökologie. Für eine „ökologischere Landwirtschaft“ geht man heute am Samstag bei der „Wir haben es satt!“-Demo in Berlin auf die Straße, auch als Protestbegleitung zur Grünen Woche. Start 11 Uhr am Potsdamer Platz.

Pizza: Das aus Italien kommende Fladenbrot ist esstechnisch ein Zwitter. Geht notfalls auf die Hand, kann man aber auch beim Edelitaliener zelebrieren. Oder man ruft an, bei einem der zahlreichen Pizzabringdiensten.

Quarkkeulchen: Sächsische Spezialität, bodenständige Alternative zu: Nutellacrêpe.

Reispfanne: Auf Straßenfestniveau eingekochte Variante von Streetfood.

Streetfood: Reisende vor allem in Asien und Lateinamerika kennen die Leckereien der mobilen Straßenküchen. Was da in der Welt an regionalen Spezialitäten möglich ist von peruanischem Ceviche bis zu Allgäuer Kässpatzen, kann man beispielsweise jeden Donnerstag von 17 bis 22 Uhr beim Street Food Thursday in der Kreuzberger Markthalle 9 probieren; siehe auch Thaiwiese

Thaiwiese: Im Preußenpark am Fehrbelliner Platz kocht und brutzelt an den Wochenenden im Sommer die thailändische Community Berlins. Besseres thailändisches Streetfood findet man auch in Bangkok nicht.

Umsatzsteuer: Es macht schon einen Unterschied für das Finanzamt, ob man auf der Straße oder im Restaurant sein Essen verzehrt. Für ein Essen im Restaurant muss der Anbieter den normalen Satz von 19 Prozent Mehrwertsteuer entrichten, wird das Gericht hingegen mitgenommen, reduziert sich die Steuer auf die für Lebensmittel üblichen 7 Prozent.

Verpackung: Schwieriges Thema. Vorbildlich in dieser Frage das in einer Waffel gereichte Eis. Man isst die Waffel einfach mit; siehe Alufolie, Ökologie

Wrap: Ursprünglich aus der Tex-Mex-Küche kommende Wickelware. Im Döner-Fall dann Dürüm Döner.

Zwischenmahlzeit: Von Ernährungswissenschaftlern empfohlen. Andere Ernährungswissenschaftler raten von den Esseinschüben nach Frühstück und Mittagessen ab.

Mehr zum schnellen Essen auf die Hand auf SEITE 44, 45