Gesund gewalkt

800 Kilometer Fitness rund um die holsteinische Schweiz: Im Norden entsteht das größte zusammenhängende Laufgebiet Europas

Von NELE LEUBNER

Es gibt einen Witz, den jeder Nordic Walker schon einmal über sich ergehen lassen musste: Die Frage, ob er sich die zu den Stöcken gehörigen Skier nicht mehr leisten konnte. Tatsächlich hat das um 1997 in Skandinavien erfundene „Walking“ seinen Ursprung im Wintersport. Zuerst gedacht für die Skilangläufer zur Übung im Sommer, entwickelt sich das Walking seitdem rasant als Alternative zum herkömmlichen Jogging. Sommersportler finden dafür nun an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste ein besonderes Trainingsgebiet: Ab September findet sich dort das größte zusammenhängende Lauf- und Walking-Streckennetz Europas – rund 800 Kilometer nur zum Laufen, Walken und Wandern.

Schon seit diesem April erstreckt sich ein Nordic-Fitness-Park mit 120 Kilometern Strecke in der Landschaft des Naturparks Holsteinische Schweiz. Zwischen Eutin, Bad Malente und Plön gibt es bereits 21 Routen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, sowohl für Einsteiger als auch für Profis sind Touren dabei. Die beschilderten Strecken führen an Seen entlang, durch Rapsfelder und Waldlandschaften. Welche Route man wählt, kann man neben der bevorzugten Landschaft auch an der Beschaffenheit des Bodens orientieren: Die Laufstrecken führen beispielsweise über Wald- und Fußwege, ungeteerte Wiesenstrecken, über gekieste Wanderwege, Asphalt oder durchgehend festen Sand. Ab September ist das gesamte Streckennetz fertig gestellt – die Lauffreudigen kommen auf weiteren 680 Kilometern auf ihre Kosten.

Walking und Nordic Walking sind ausgesprochen gesund. Die beiden Disziplinen unterscheiden sich dadurch, dass beim Nordic Walking Stöcke benutzt werden. Diese intensivieren das Laufen, da die Sportler ihre Arme automatisch mehr einsetzen als beim bloßen Walken.

Die steigende Beliebtheit, die das Walking in den vergangenen Jahren verzeichnen konnte, erklärt der Experte für Präventivmedizin und Biochemie der Klinik für Präventionsmedizin in Damp, Dieter Riebe, mit den vielen Vorteilen, die dieses Ausdauertraining gerade für ältere und übergewichtige Personen hat. Die in diesen Personengruppen häufig auftretenden Probleme wie ungesunder Blutdruck, zu hohe Cholesterinwerte oder Gelenkschmerzen werden durch das Walken deutlich verbessert, da der Körper nicht so stark belastet wird wie beim Joggen. Durch die ruhige und gleichmäßige Bewegung werden Rücken sowie Bauch trainiert. Das Walken ist also eine gute Basis für Diätkandidaten.

Laut Experten kann man auch bei warmem Wetter walken, natürlich immer richtig ausgestattet – atmungsaktive Kleidung ist bei dieser Outdoor-Sportart ein Muss. Und wie bei allen anderen Sportarten auch sollten Anfänger die ersten Male unter Aufsicht trainieren. Bei unsachgemäßer Anwendung der Stöcke beispielsweise können Schmerzen in den belasteten Körperteilen auftreten. Langzeitschäden in den Gelenken sind nicht auszuschließen.

Gerade um die Gelenke zu schonen, wird im Ostseebad Damp noch eine besondere Walkingdisziplin angeboten: das Beachwalking. Diese Form des Walkens auf Strandsand wird vom deutschen Institut für Präventiv-Medizin empfohlen. Für die Gelenke ist das Laufen auf Sand viel sanfter als auf Asphalt. Darüber hinaus bieten viele Veranstalter Aktiv-Urlaube in Schleswig-Holstein an, die mit Wellness-Angeboten den Urlaub für Fitnessbewusste abrunden.