leserinnenbriefe
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Kühlung durch Fahrtwind

■ betr.: „Die Bahn und das Böse“, taz vom 14. 7. 10

Es ist richtig, gelegentlich als selbstverständlich angesehene zivilisatorische Errungenschaften wie den überwiegend reibungslosen Bahntransport mehr Anerkennung zu zollen. Genauso richtig ist es aber, fragwürdige Begleiterscheinungen zu kritisieren. Die Energie fressenden Klimaanlagen der modernen Züge bedingen, dass die Fenster nicht mehr zu öffnen sind und damit eine Kühlung durch den Fahrtwind, wie vor nicht allzu langer Zeit üblich, nicht mehr möglich ist. Dies bringt zwar nicht mehr den gleichen Komfort, ist aber Energie sparender und sicherer gegenüber dem absoluten Hitzekollaps. Generell sollte die Bahn mehr auf Sicherheit, Zuverlässigkeit, Umweltfreundlichkeit und gute Anschlussverbindungen setzen als auf Höchstgeschwindigkeit und Service-Schnickschnack. Dann ist sie auch ihr Geld wert. BERND INSELMANN, Brandenburg

Schönreden ist fahrlässig

■ betr.: „Die Bahn und das Böse“, taz vom 14. 7. 10

Kritik an der Bahn ist nicht deshalb weniger gerechtfertigt, nur weil sie wohlfeil ist. Es geht auch nicht darum, die Total- und Teilausfälle der Klimaanlagen zu einer Katastrophe zu erklären; es geht darum, dass eine auf den Börsengang fixierte DB AG seit Jahren systematisch an der Wartung ihrer Fahrzeuge und Infrastruktur spart und damit die Wahrscheinlichkeit von Verspätungen, Ausfällen und Unfällen signifikant erhöht. Lose Radreifen, gebrochene Achsen, verlorene Türen etc. haben dies mittlerweile zur Genüge belegt. Sicher ist die Schädigung der Fahrgäste durch Ausfall der Klimaanlagen, die zu Dehydrierung führte, von anderer Qualität als ein Unfall mit Verletzten, hat aber letztlich die gleiche Ursache: Profitgier.

Was den weltweiten Vergleich angeht, in welchem Herr Gessler die DB offenbar als vorbildlich ansieht, sei hier mal Japan herangezogen. Dort wird die Pünktlichkeit von Zügen in Sekunden gemessen, und die Züge sind auf die Sekunde pünktlich – ein Muss angesichts der Reisendenzahlen, die allein in der Tokioer Shinjuku Station mit rund 4 Millionen pro Tag die aller DB-Bahnhöfe zusammen erreichen.

Kritik an der DB AG ist notwendig, nichts weniger als das. Schönreden ist fahrlässig. MATTHIAS WOLFF, Bielefeld

Pannen und Probleme

■ betr.: „Die Bahn und das Böse“, taz vom 14. 7. 10

Wir konnten mal stolz sein auf unsere Bahn, sollte es im Artikel heißen. Die Meldungen zu Pannen und Problemen bei der Deutschen Bahn inklusive der Berliner S-Bahn sind an Absurdität kaum zu übertreffen. Ich will nicht alle Angestellten der Deutschen Bahn unter Generalverdacht stellen. Aber an entscheidenden Stellen werden hier Entscheidungen entweder aus völlig offensichtlicher Inkompetenz oder fehlendem Rückgrat den Vorgesetzten gegenüber getroffen, die nicht selten eine Gesundheitsgefahr für die Fahrgäste bedeuten. Beides passiert offenbar aus Sparzwängen heraus und/oder Desinteresse der Personenbeförderung gegenüber. Daher sollten wir nicht beschwichtigen, sondern kritisieren, wenn uns die Deutsche Bahn etwas wert ist. RONNY MÖBIUS, Berlin

Pannen im Luft- und Kfz-Verkehr

■ betr.: „Die Bahn ist voll panne“, taz vom 13. 7. 10

Nur der Vollständigkeit halber: Bitte veröffentlichen Sie doch einmal im Vergleich zu den Pannen bei der Deutschen Bahn die Zahlen und Ereignisse über schwere Unfälle und Störungen im Luft- und im Kfz-Verkehr im gleichen Zeitraum mit Angabe der (tödlich) Verletzten. Schön wäre auch eine Grafik. Das wäre mal ein echter Mehrwert und vermutlich sehr reich an Erkenntnissen.

RAINER LICHT, Hamburg

Durchdachte Hinweise fehlen

■ betr.: „Gibt es ein Recht auf eine Klimaanlage?“, taz vom 14. 7. 10

Interessiert euch nur die Rechtslage? Warum keine durchdachten Hinweise, was man in einer solchen Situation tun sollte und was nicht? Bevor und nicht erst, „wenn Mitreisende reihenweise kollabieren“, muss das Richtige getan werden. In diesem Fall möglichst keine Notbremsung auf freier Strecke, denn das behindert Rettungsmaßnahmen stark. Statt lange den Zugbegleiter zu suchen, über Mobiltelefon Notrufnummer wählen. Wenn das nichts bringt, beim nächsten Bahnhofshalt Rettungsmaßnahmen erreichen.

HANS-JÜRGEN HECKEMANN, Dresden

Einseitige Medienschelte

■ betr.: „Deutsche Brutzel-Bahn“, taz vom 13. 7. 10

Die Bahn ist zwar ein von der Politik alimentiertes Gammelunternehmen, ist aber nicht immer allein schuld an auftretenden technischen Problemen. Dies fällt im Zusammenhang mit der Berichterstattung über defekte Klimaanlagen in Schienenfahrzeugen (ICEs) besonders auf. Statt einseitiger Medienschelte in Richtung eines selbstgefälligen/unfähigen Bahn-Managements sollten Konstrukteure von Schienenfahrzeugen auch ihr Fett abbekommen, immerhin sind Klimaanlagen ein Teil der Technik von Schienenfahrzeugen. Es darf auch nicht übersehen werden, dass Klimaanlagen bei den aktuellen Temperaturen an ihrer Leistungsgrenze arbeiten, da helfen auch keine weiteren Überprüfungen. RALF KUKE, Erfurt