LESERINNENBRIEFE
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Ein Teufelskreis

■ betr.: „Eltern im Westen rufen Bildungsnotstand aus“, taz.bremen vom 15. 1. 14

Die Darstellung in dem Artikel ist richtig, aber unvollständig. Von dem Personalnotstand ist nicht nur die Gesamtschule West (GSW) betroffen, sondern auch viele andere Schulen in Bremen. Das zieht sich durch alle Stadtteile und alle Schulformen. So wurden die Eltern der GSW von der Behörde mit den Worten vertröstet, es sähe an anderen Schulen noch viel schlimmer aus. Deshalb könne an der GSW kein neuer Lehrer eingestellt werden. Wenn überhaupt eingestellt würde, wären andere Schulen zuerst dran. Aus dem Netzwerk Eltern-Bremen-West wissen wir, dass z. B. die Schule an der Helgolander Straße dieses Schuljahr mit einem Minus von 127 Stunden beginnen musste, das erst im Laufe des Jahres abgebaut werden konnte. Wie an allen Schulen Bremens ist auch hier der Bedarf an VertretungslehrerInnen immens. Wen wundert es da, wenn immer mehr LehrerInnen wegen Überlastung krankheitsbedingt ausfallen, was immer mehr Unterrichtsausfall zur Folge hat. Ein Teufelskreis, den die Bildungssenatorin nicht zu unterbrechen in der Lage ist, weil ihr hierfür die Mittel fehlen. Auch wenn klar ist, dass Bremen sparen muss, alleine um den jetzigen Standard halten zu können, müssten fehlende LehrerInnen ersetzt und/oder vertreten werden. Von Verbesserung der Schulqualität und dem ambitionierten Ziel, die Rote Laterne im Pisa- und im Ländervergleich vielleicht irgendwann einmal abzugeben, sei hier gar nicht die Rede. Laut Behörde werden in diesem Schuljahr sowieso keine neuen LehrerInnen mehr eingestellt.  BÄRBEL SCHAUDIN-FISCHER, Elternvertreterin Gesamtschule West, Bremen

Lange Weilen ist mir lieber

■ betr.: „Kurzweil auf der Kulturwelle“, taz.bremen vom 13. 1. 14

Den unverhältnismässig positiven Artikel über das neue Format vom Nordwestradio kann ich nicht unkommentiert hinnehmen. In der letzten Woche habe ich wie gewohnt das Nordwestradio eingeschaltet. Statt „Musica Antiqua“ bzw. „Lesebuch“ hörte ich eine hohlredende Sprechstimme, unterbrochen von lobhudelnden Jingels in eigener Sache oder, im 5-Minutentakt die Ansage der Uhrzeit vortragend, von wohlgefälliger Mainstream Musik unterwandert. Ich habe mich innerlich abgewandt. Die Quantität der Wörter ist nicht identisch mit der Qualität des Wortes. Sie zitieren im Artikel einen der Verursacher der Erneuerung: „Wir reissen niemandem den Kopf ab, wenn er überzieht“ – wie gnädig von dem Herrschaftdenkenden? Wo der „Respekt vor dem Wort“ zu finden ist, frage ich mich allerdings bei dieser „Häppchenform“ in dem das „Lesebuch“ von wochentäglich 30 Minuten keinen Raum mehr findet. Lange Weilen ist mir lieber. Die Antwort auf meinen Unmut über den Untergang des Nordwestradios finde ich vielleicht im letzten Teil des Artikels, vom Marktanteil handelnd: 27.000 Hörer sind eine kleine Menge vom anderen Geschmack geprägt als Marktanteile. Dort, wo die Individualität nicht zählt, gilt Masse.  AGNETA WALLAS, Bremen