Folge 6: Kieler Störche

Die Welt des Sports und die Welt der Tiere stehen einander nahe – nicht nur, dass es auf den Plätzen Schwalben gibt und die Spieler Gras fressen, nein, auch die Namen ganzer Teams sind in der Tierwelt zu Hause. Wie passt das zur jeweiligen sportlichen Realität?

Wenn Fußballer heute ein Maskottchen aus der Tierwelt wählen sollten, fiele die Wahl vielleicht auf ein Nil- oder Rennpferd, vielleicht auf einen Ziegenbock. Aber bestimmt nicht auf einen dünnbeinigen Storch. Der wäre höchstens was für Basketballer, die die Bälle in den höchsten Korb legen. Pech also, dass das erste Vereinslokal der Kieler Sportvereinigung Holstein von 1900 e. V. „Zum Storchennest“ hieß und die weißen Hosen und roten Stutzen der Spieler an einen Weißstorch erinnerten. Seitdem müssen die Kieler Kicker als Störche durch die Gegend stelzen. 1912 wurden sie Deutscher Meister und 1930 Vizemeister. Seit Einführung der Bundesliga pendelt der Verein zwischen den Ligen, in den vergangenen 20 Jahren zwischen der dritten und der vierten Liga. Das rückt sie in die Nähe bedrohter Tierarten, zu denen der Weißstorch gehört. Dazu gesellt sich die Vorliebe für Wandervögel im Trainerhorst. Allein in diesem Jahrtausend brüteten dort schon 14 verschiedene Exemplare.

Aktuell ist es Karsten Neitzel, der die Mannschaft wieder etwas näher an die Lebensweise der Weißstörche herangeführt hat. Er sammelte mit ihr zur Brutzeit im Sommer all die Punkte, von denen die Mannschaft im Winter immer noch zehrt.

Jetzt, da das Punkte-Polster bedrohlich geschrumpft ist, hat sich das Team auf den Zugweg der Oststörche begeben. Die erreichen ihr Winterquartier über die Türkei und genau dort fressen sich die Kieler Störche im Trainingslager nun das Futter an, das sie bis zum Frühjahr wieder in wärmere Tabellengefilde führen soll.  RLO