Kaserne bleibt frei für Castor-Polizei

ATOMMÜLL Das niedersächsische Innenministerium schließt einen Castortransport nicht aus, für rund 5.000 Bundespolizisten wird eine Unterbringung freigehalten

Die Anzeichen, dass Gorleben entgegen allen offiziellen Beteuerungen im nächsten Jahr doch von einem Castortransport angefahren werden könnte, verdichten sich weiter. Nach Angaben von Lüneburgs Oberbürgermeister Ulrich Mädge (SPD) wird die dortige Schlieffen-Kaserne im kommenden Jahr für die Unterbringung von bis zu 5.000 Bundespolizisten vorgehalten.

Mädge sagte, er habe dies im Bundesinnenministerium erfahren. Dort habe er Verhandlungen über die künftige Nutzung der Kaserne führen wollen. Das Panzerbataillon 84 hatte 2002 als letzte Bundeswehreinheit Lüneburg verlassen. Seither wurden Teile des Kasernenkomplexes von Behörden, der Bundespolizei und privaten Mietern genutzt. Die Stadt Lüneburg will auf dem Areal vor allem Wohnungen errichten. „Wir brauchen die Fläche für die Stadtentwicklung“, sagte Mädge. Das Innenministerium habe für das kommende Jahr aber kein grünes Licht dafür gegeben. Dadurch sei ihm klar geworden, dass im Ministerium mit einem Castortransport ins nahe Wendland gerechnet werde.

Erst in der vergangenen Woche hatten Greenpeace und die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) auf eine Lücke im Atomgesetz aufmerksam gemacht. Danach könnte Gorleben durchaus Zielort der fünf Castoren mit verfestigten Dekontaminations- und Spülwässern sein, die im Jahr 2015 aus La Hague in die Bundesrepublik zurückkommen. Das novellierte Atomgesetz besagt in der entsprechenden Passage nämlich, dass „verfestigte Spaltproduktlösungen“ aus der Wiederaufarbeitung – also eine andere Kategorie Atommüll – in Zwischenlager an Atomkraftwerksstandorten gebracht werden müssen.

Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) versucht derweil die Bedenken auszuräumen. „Es ist in allen Gesprächen vereinbart worden, dass keine weiteren Castor-Behälter ins Zwischenlager Gorleben kommen“, erklärte er. Das Land Niedersachsen hatte dem Endlager-Konsens im vergangenen Jahr auch nur unter dieser Prämisse zugestimmt. REIMAR PAUL