DAS WETTER: DER ORGANIST

Schmächtig war der Franzl Derflinger, seitdem ihn die Lina, seine Mutter selig, nicht hatte stillen können. Doch in den Patschhänden des schneckelhaarigen Oberammergauers steckte bereits im zarten Kindesalter eine unfassbare Kraft, auf Tasten aller Art zu hauen. Deswegen saß der Franzl schon mit vier Jahren beim Sepp, dem cholerischen Stadtorganisten der Herzjesugeist-Kirche, auf dem Schemel und übte total gestresst Tonleitern rauf und runter. Am meisten hatte er allerdings Angst vor dem Geschrei des Lehrmeisters, wenn die Gemeinde sonntags nicht das passende Lied zum Mitsingen im Gesangbuch „dabladelte“. Denn die nudeldicke Vroni, die Haushälterin vom Sepp, schaffte es nie, rechtzeitig die Liednummer hochzuhalten.