LESERINNENBRIEFE
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Wer will schon spenden …?

■ betr.: „Helft, aber nicht den Kriegstreibern“, Kommentar von Ines Kappert, taz vom 16. 1. 14

Bravo, taz! Mit diesem „Hilfeaufruf“ auf der ersten Seite habt Ihr auch die letzten Spendenwilligen endgültig in die Flucht geschlagen. Denn wer will schon spenden, wenn die Hilfsgüter von Assads Regime beschlagnahmt und angeblich den Islamisten zugeführt werden?

Natürlich werden Hilfsgüter in Syrien abgefangen – nicht nur von Assads Regime, sondern von allen am Krieg beteiligten Gruppierungen. Aber der größte Teil der Hilfsgüter geht immer noch ungehindert an all jene Organisationen, die in den Flüchtlingslagern in den Nachbarländern (über)lebenswichtige Arbeit leisten. Für sie ist die Pauschaldarstellung in der taz ein schwerer und folgenreicher Schlag ins Gesicht.

Im Übrigen: Man kann Assads Regime alle möglichen Übeltaten anlasten, aber die Unterstützung von Islamisten gehört nun mit Sicherheit nicht dazu. Gruppierungen wie al-Qaida und die Muslimbrüder waren in Syrien verboten und wurden streng verfolgt, und im jetzigen Krieg sind es gerade die Islamisten, die den Sturz ihres alawitischen Erzfeindes Assad vehement betreiben – mit tatkräftiger Unterstützung durch Saudi-Arabien. BARBARA SKERATH, Köln

Wer braucht Fakten?

■ betr.: „Geberkonferenz für Syrien. Assad steht für Terror“,taz.de vom 16. 1. 14

Wer braucht Fakten, wenn er (oder in diesem Fall sie) den richtigen Buhmann gefunden hat! War bei jedem von der taz abgefeierten Krieg seit 1998 so: Milosevic in Jugoslawien, bin Laden in Afghanistan, Saddam im Irak, Gaddafi in Libyen, Assad in Syrien.

Historische Entwicklung von Staaten? Gesellschaftliche Struktur? Nationale Besonderheiten? Entstehung von Machtstrukturen? Konflikte, die aus all dem resultieren? Alles egal, Hauptsache, man kann mit dem Finger auf jemanden zeigen, „Haltet den Dieb!“ rufen und irgendwelche Phrasen von „Menschenrechten“ und „Freiheit“ dreschen, die durch Krieg der „internationalen Gemeinschaft“ gegen diese Länder erreicht werden soll.

Wo Propaganda anfängt, hören Nachrichten eben auf, was die taz immer wieder perfekt veranschaulicht. TROLLI, taz.de

Kluger Artikel

■ betr.: „Revolten dauern manchmal etwas länger“, taz v. 14. 1. 14

Seit meinem sechswöchigen Aufenthalt in der Zeit kurz vor dem Ende der Mursi-Regierung in Ägypten habe ich keinen so klugen und ausgewogenen Artikel über die Hintergründe und Facetten der ägyptischen Innenpolitik gelesen. Besonders das Ausklammern von bestimmten Themen für einen Kompromiss oder eine abwartende Haltung auch bei westlich orientierten Intellektuellen sind auffällig. Ich erinnere mich nur an eine fast explosionsartige emotionale Reaktion auf meine Frage nach einer denkbaren Form eines Interessenausgleichs zwischen Sunniten und Schiiten in Ägypten an einen jungen, arbeitslosen Volkswirtschaftler in Luxor.

Ich kann den Ägyptern nur viel Glück, Geduld und die Weiterentwicklung von Kompromissbereitschaft und Gelassenheit wünschen. CHRISTIAN LEUNER, Bielefeld

Nachdenken über Aluminium

■ betr.: „Von billigem Strom in den Ruin getrieben“, taz vom 13. 1. 14

Ein guter Grund, einmal grundsätzlich über Aluminium nachzudenken. Wenn hierzulande Familien und Mittelstand die stromintensive Aluminiumindustrie schon massiv subventionieren, dann lohnt doch mal ein Blick auf die Notwendigkeit.

Vorweg: Die Kleinverbraucher zahlen die Industrieprivilegien innerhalb der EEG-Umlage. Diese geschickte Umverpackung soll den Zorn der Verbraucher auf die Erneuerbaren ziehen. Von den 6,24 Cent/kWh Umlage betragen die reinen Förderkosten der Erneuerbaren nur 2,54 Cent. Der Rest sind Sonderkostenblöcke. Allein die Industrieprivilegien machen mit 1,47 Cent/kWh ein gutes Viertel der gesamten Umlage aus.

Wollen wir wirklich Aluminium zu Dumpingpreisen auf dem Markt? Das führt zu so überflüssigen Erscheinungen, wie Alu-Kragen an Bierflaschen, Alu-Getränke-Dosen oder in Alu eingewickeltes Fastfood. Bestellen, verpacken, drei Schritte gehen, auspacken, wegwerfen. Wer weiß, dass Aluminium an Nahrungsmitteln Allergien und Krebs fördert, lässt die Getränkedosen im Regal und wickelt nie wieder die Pausenbrote für die Kids darin ein. Wer weiß, dass Aluminiumchlorhydrat in Deos sowohl Allergien als auch Brustkrebs auslöst, greift zu alufreiem Deo.

Die Alu-Allgegenwärtigkeit ist sowohl durch schlecht aufgeklärte Verbraucher als auch über die künstlich gedrückten Preise zu erklären. Neben Kohlendioxid und Schwefeldioxid entsteht noch der durch Natronlauge ätzende Rotschlamm. Das widerliche Zeug hat 2010 bei einem Dammbruch in Ungarn Menschen getötet und Flächen vergiftet.

Schwindelerregende Fakten, insbesondere weil bereits ein Viertel der EEG-Umlage der privilegierten Industrie – also auch Aluhütten und dem Braunkohletagebau – zugutekommt. 3.400 Stromabnahmestellen sind nun dank der Privilegienausweitung im EEG von 2012 auf Kosten der Kleinverbraucher begünstigt. Bei der Einführung der Ausnahmeregelung im Jahr 2003 waren es weniger als 300. Die Industrieprivilegien laufen komplett aus dem Ruder.

EVA STEGEN, Freiburg