Die Zuversicht

Südafrika 2010: „Wir werden nicht versagen“, sagt Präsident Mbeki. Doch es gibt Zweifel – wegen der Sicherheit und des Verkehrsnetzes

AUS JOHANNESBURG MARTINA SCHWIKOWSKI

Selten sind an einem Austragungsort einer Weltmeisterschaft so viele gesellschaftliche Hoffnungen an solch ein Ereignis verknüpft. Der Fußball, populärster Sport der schwarzen Mehrheit in Südafrika, soll 2010 die Nation vereinen. Der Fußball soll das Selbstbewusstsein einer durch Apartheid geschundenen Bevölkerung stärken. Und das Land will beweisen, dass Afrika in der Lage ist, diese erste WM des Kontinents nicht nur zu organisieren, sondern zum eindrucksvollen Erlebnis für in- und ausländische Besucher zu machen.

Kritische Stimmen erhielten bei der Übergabezeremonie der WM in Berlin von Fifa-Präsident Sepp Blatter und UN-Generalsekretär Kofi Annan eine Abfuhr, als sie Südafrikas Präsidenten Thabo Mbeki erneut das Vertrauen aussprachen und in einer südafrikanischen Zeitung laut gewordene Gerüchte, die in Südafrika geplante Austragung nach Australien zu verlegen, vom Tisch fegten. Auch Mbeki sagte am Wochenende nach einem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel, er gehe davon aus, die WM finanzieren und ein reibungsloses Turnier ausrichten zu können. „Wir werden nicht versagen“, prophezeite Mbeki.

Lange vor dem Abpfiff des Finales in Deutschland waren am Kap Sorgen aufgekommen, wie die Herausforderungen einer WM-Organisation überwunden werden können. Zahlreiche Organisatoren waren zur WM gereist, um von der, wie sie sagen, „typisch deutschen Effizienz“ zu lernen. Sie waren beeindruckt, und das erweckte Furcht. Danny Jordaan, Chef des WM-Organisationskomitees für 2010, beruhigte: „Wir müssen Südafrika mit Deutschland vier Jahre vor der WM 2006 vergleichen. Deutschland hatte seine Verträge über die Austragungsstätten mit der Fifa ein Jahr vor den Spielen stehen. Südafrika hat diese Verträge bereits unter Dach und Fach.“

In zehn Stadien in neun Städten werden die Mannschaften ihre Spiele bestreiten; die Regierung stellt 550 Millionen Euro für den geplanten Neubau von vier Stadien (in Kapstadt, Port Elizabeth, Durban und Nelspruit) und die begonnene Renovierung der restlichen Stadien zur Verfügung. Im Township Soweto wird ein Stadion komplett erneuert, in Pretoria, Bloemfontein, Rustenburg und Polokwane und Johannesburg wird modernisiert. Die WM soll in dem für 94.700 Zuschauer ausgelegten größten Stadion Afrikas, Soccer City in Johannesburg, eröffnet werden.

Größtes Problem ist das Verkehrsnetz, das seit Jahren in der Krise steckt. Die wenigen Buslinien sind unzureichend, Züge und Minibus-Taxis gefährlich und unzuverlässig. Die bevorstehende WM dient als Anlass, das vernachlässigte System mit rund 388 Millionen Euro zu verbessern und nicht nur für den Besucherandrang 2010, sondern auch darüber hinaus für die Bevölkerung zugänglich zu machen. Die Vergrößerung der Flughäfen in Johannesburg und Kapstadt und der Neubau in Durban für 577 Millionen Euro haben gerade begonnen. Der Gautrain, die geplante 80 Kilometer lange Hochgeschwindigkeits-Bahnstrecke zwischen der Metropole Johannesburg und der Hauptstadt Pretoria, wird kaum bis 2010 fertig sein, aber wohl die Verbindung des Johannesburger Flughafens mit dem exklusiven Vorort Sandton. Das umstrittene Prestige-Projekt kostet 2,6 Milliarden Euro und war nicht im Wettbewerb-Paket um die WM enthalten.

Südafrika wird 44,4 Milliarden Euro für die WM ausgeben und hofft, die Wirtschaft mit rund 2,3 Milliarden Euro anzukurbeln und 150.000 Arbeitsplätze zu schaffen. Das Tourismusministerium ließ verlauten, es fehlten noch 180.000 Betten für die erwarteten 450.000 Besucher. Das zweite Problem neben dem Transport ist die Sicherheit. Um diese zu gewährleisten, will die Polizei 176.000 Polizisten und 40.000 Reservisten zusätzlich ausbilden und die vielen privaten Sicherheitsdienste einbeziehen. Einsatz- und Notfallpläne – bisher eine Rarität in den Kommunen – sollen entwickelt werden. „Gewalt ist Realität in Südafrika“, sagt Michael Palmer, Chef des südafrikanischen Fifa-Büros, das vor sieben Monaten in Johannesburg eröffnet worden ist, um die Prozesse der WM-Vorbereitung im Auge zu behalten. „Aber es gibt eine weitaus negativere Voreingenommenheit, die nicht mit der Wirklichkeit des Lebens in Südafrika übereinstimmt.“

Besorgnis über die pünktliche Fertigstellung der Projekte sei nicht ganz unbegründet, sagt Palmer, aber bisher habe es nichts gegeben, was nicht eingehalten worden sei. Die Austragung des Confederations Cups 2009 in Südafrika werde als Barometer gesehen, mögliche Probleme zu identifizieren. Und als erster südafrikanischer Sponsor hat die First National Bank gerade 30 Millionen US-Dollar für die WM zugesagt. „Zweifler wird es immer geben“, sagte . Südafrika hat in den letzten zwölf Jahren Rugby- und Cricket-Weltmeisterschaften ausgetragen und große UN-Konferenzen veranstaltet. Keine Frage, die WM 2010 wird organisatorisch alles übertreffen.