Unblutiges Ende in Ahlhorn

FLEISCHINDUSTRIE Der Wildeshauser Geflügelmetzger Walter Kreienborg lässt Investitions-Pläne fallen: Kein Großschlachthof am Standort Großenkneten

Der Verlierer heißt in diesem Fall Nordwest-Radio: Die Gemeinschaftswelle von NDR und Radio Bremen hatte vor, heute in Ahlhorn einen Talk aufzuzeichnen. Das Thema: Die Pläne des Wildeshauser Geflügelmetzgers Walter Kreienborg, in jenem Großenkneter Ortsteil einen Hähnchenschlachthof in Industrieformat zu bauen. Aufgezeichnet wird das Gespräch wahrscheinlich auch. Aber die Luft ist raus: Kreienborg, der sein Schlachtunternehmen mittlerweile Kreienkamp nennt, mag nicht mehr nach Ahlhorn ziehen. Das hat er der Nordwest-Zeitung gesagt.

Das ist bemerkenswert, weil er am Projekt einer Ansiedlung dort festgehalten hatte, obwohl sich in einer Bürgerbefragung eine große Mehrheit dagegen ausgesprochen hatte. Als die Gemeinde daraufhin die einschlägige Bauleitplanung einstellte, kündigte er an, im Industriegebiet Metropolpark Hansalinie siedeln zu wollen. Auch das liegt in Ahlhorn-Großenkneten, keine zwei Kilometer vom ursprünglichen Standort entfernt – wäre aber dem planungsrechtlichen Einfluss der Gemeinde entzogen gewesen. Das Management des Gewerbegebiets hatte vorsorglich mit Schadenersatzforderungen gedroht, sollte der Investor Kreienborg durch die öffentliche Hand verhindert werden.

Umso überraschender dessen Rückzug von Montag, zu dem der niedersächsische Landesverband der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft den BürgerInnen von Ahlhorn gratulierte – und insbesondere der Bürgerinitiative Mensch-Umwelt-Tier. Die initiierte vor zwei Jahren den Widerstand gegen die Schlachtfabrik, zu einem Zeitpunkt, als die Genehmigung bereits beschlossene Sache zu sein schien.

Mehrfach hatte Kreienborg betont, an seinen Expansionsplänen festzuhalten. Wo er sich nun hinwenden will, ist ungewiss: Der Erfolg des auch international beachteten bürgerbewegten Widerstands gegen seine Ansiedlung – und das ausgerechnet im Wahlkreis der Putenunternehmerin und früheren Landes-Agrarministerin Astrid Grotelüschen (CDU) – dürfte eine Standortsuche auch andernorts erschweren.  BES