Uni lässt Kult-Café vergammeln

Universität Duisburg-Essen dreht seinem studentischen Kulturcafé Wasser- und Stromzufuhr ab. Das bekannte Konzert- und Partyhaus soll geschlossen werden. „Gehobene Automatenbewirtschaftung“ soll das 15 Jahre alte KKC ersetzen

Als die Studierenden am Montag ihr Café KKC öffnen wollten, standen sie vor einem unbekannten Schloss. Nachdem ein Schlosser gerufen und die Türen wieder geöffnet wurden, fehlten Strom und Wasser. Die Universität hatte beides abgedreht, sie will das Café schließen. „Wir mussten das gesamte Fleisch für unser Campusfest wegschmeißen, acht Fässer Bier sind nicht mehr trinkbar, wir haben viel Geld verloren“, sagt der stellvertretende Vorsitzende der AStA Essen, Oliver Bay. „Die Universität begeht Selbstjustiz“. Selbst nachdem die Polizei gerufen wurde, sei der Strom nicht wieder angestellt worden.

Anfang 1990 durch einen Studierenden-Streik erkämpft, hat sich das KKC nicht nur in der Essener Studierendenschaft, sondern auch in der Kulturlandschaft des Ruhrgebietes einen festen Platz erobert. „Das KKC ist das einzige kulturelle Aushängeschild der Universität Duisburg-Essen“, sagt Bay. Bis heute dient es als Veranstaltungsort für Konzerte, Theater, Filme und Parties. Bands wie Blumenfeld, die Sterne oder Wir sind Helden sind hier schon aufgetreten.

Der Senat der Hochschule hat den Bau eines Studierendenzentrums für die nächsten Jahre beschlossen. Im Rahmen der Initiative „Universität Essen – Neu Denken“ und unter dem Motto „learn.communicate.relax“ sollen studentische Multimedia-Arbeitsplätze und eine Kommunikationsatmosphäre einschließlich „gehobener Automatenbewirtschaftung“ das KKC ersetzen. Die Universität macht aber jetzt schon Druck. „Der Nutzungsvertrag zwischen Hochschule und Studierendenschaft ist vor einigen Wochen fristlos gekündigt worden“, sagt Beate Krosta, Leiterin der Pressestelle der Universität Duisburg-Essen.

„Der AStA hat zugelassen, dass ein externer Dritter mit der Geschäftsführung betraut wurde, der keine Pacht bezahlte und mit eigens organisierten Veranstaltungen für sich verdiente.“ Steht in einem Schreiben vom Landesrechnungshof. Das KKC dürfe seine Räume eben nicht kostenlos vergeben. Schließlich bezahle die Universität auch eine Miete von 60.000 Euro pro Jahr. Deswegen soll das Café nicht mehr weitergeführt werden. „Zwischen der Universität und dem KKC besteht seit 1992 ein Pachtvertrag, der Untermieter für das Café erlaubt“, so Bay. „Das haben wir auch in den letzten Jahren immer wieder gemacht.“ Außerdem habe er das Schreiben des Landesrechnungshofes weder vom Hof selbst, noch von der Universität zu Gesicht bekommen – obwohl der AStA schon mehrere Male nachgehakt habe.

Die „Selbstjustiz“ der Universität, so Bay, habe schwere Folgen: Der AStA und das KKC haben eine Anzeige wegen schwerer Nötigung und Hausfriedensbruchs gegen die Hochschule erhoben. DARIA EAMERI