Ein fatales Signal

Schließung der Babyklappe

VON ANTJE LANG-LENDORFF

Babyklappen sind eine umstrittene Einrichtung. Zuletzt riet der Ethikrat zur Abschaffung der Klappen, in die Mütter in Not ihr Kind unerkannt ablegen können. Die Annahmestellen verletzten das Recht des Kindes auf Kenntnis seiner Herkunft und auf die Beziehung zu seinen Eltern, so die kaum nachvollziehbare Argumentation. Was hilft es einem Baby zu wissen, wer seine Eltern sind, wenn es nicht überlebt? Der Ethikrat meint: Die Frauen, bei denen die Gefahr besteht, dass sie ihr Neugeborenes töten, würden eh nicht erreicht. Doch selbst wenn durch alle Babyklappen nur ein einziges Leben gerettet wurde, haben sie sich schon mehr als gelohnt.

Es ist deshalb in doppelter Hinsicht schlecht, dass die Babyklappe am St.-Joseph-Krankenhaus seit Monaten dicht ist – und noch eine Weile geschlossen bleiben wird. Zum einen wegen der möglichen Auswirkungen vor Ort: Wie viele Mütter standen ratlos vor der Klappe und trauten sich nicht in die Zentrale? Was geschah mit ihren Babys? Eine Krankenhausmitarbeiterin sagt, sie gehe davon aus, dass die Frauen einen Ausweg finden. Sie meint damit andere Babyklappen. Man möchte sich nicht ausmalen, wie der Ausweg noch aussehen könnte.

Gegner gibt es genug

Abgesehen von den konkreten möglichen Folgen der Schließung schadet sie auch der Sache. Babyklappen haben genug Gegner in der Republik. Wenn ein Krankenhaus die Annahmestelle einfach so eine Weile dichtmacht, dann signalisiert es damit – wenn auch ungewollt –, dass man die Babyklappen so ernst nicht nehmen muss. Ein fatales Signal. Denn das Gegenteil ist richtig: Babyklappen sind im ganz wörtlichen Sinne lebenswichtig.