Das China-Syndrom
: Den Tiger reiten

China ist, keine Frage, nach westlichen Maßstäben keine Demokratie. Aber auch bei den USA sind da ja gelegentlich Zweifel angebracht, und nicht erst seit und wegen Guantánamo. Und östlich von Schleswig-Holstein und Niedersachsen gab es ebenfalls keine demokratischen Verfasstheiten, als Willy Brandt mit seiner Ostpolitik begann, Fronten aufzuweichen.

Kommentarvon Sven-Michael Veit

Wichtig ist der Dialog. Die Debatte eben und gerade auch über Wertvorstellungen, die Debatte eben und gerade auch mit China ist notwendig. Sie nicht zu führen, wäre fahrlässig – politisch, wirtschaftlich und kulturell.

Wenn die China-Wochen in Hamburg dazu beitragen, mehr noch, wenn sie den Dialog befördern, ist das in Ordnung. Ökonomische Beziehungen zum Reich der Mitte sind eh nicht mehr aus der globalisierten Welt zu schaffen, schon gar nicht für Deutschland, eine der führenden Wirtschaftsnationen, schon gar nicht für Hamburg, den größten Hafen Nordeuropas.

Die Zusammenarbeit mit der chinesischen Diktatur aber exklusiv den Krämern zu überlassen, wäre fatal. Geld nämlich kann sehr wohl stinken, halbwegs gereinigt bekommt man es nur im Dialog der Gesellschaften. Über Menschenrechte und Umweltschutz, über Kultur und Wissenschaft, über Politik und Handel, über Verbindendes und Trennendes.

Einen Tiger wie China kann man weder einsperren noch aussperren. Diesen Tiger muss man reiten.