KOMMENTAR: GERNOT KNÖDLER ÜBER ELTERN UND ARBEIT
: Fortschritt durch Ökonomie

Das Land kann es sich nicht leisten, gut ausgebildete Arbeitskräfte ihre Zeit auf dem Spielplatz vertändeln zu lassen

Die Teilhabe am Arbeitsmarkt mag sich für Frauen stark verbessert haben. Sobald Kinder kommen, fallen viele Männer und Frauen doch wieder in alte Rollenmuster zurück. Das müsste kein Problem sein, wenn es leichter wäre, während der Familienzeit die Karriere am Köcheln zu halten.

Dass der Senat und eine Institution wie die Handelskammer daran etwas ändern wollen, hat vielleicht auch etwas mit ihrem Menschenbild zu tun, aber vor allem mit dem, was Marxisten „die gesellschaftliche Basis“ nennen: Die ökonomisch-sozialen Verhältnisse sind so, dass das Land und die Stadt es sich nicht leisten können, gut ausgebildete Arbeitskräfte ihre kostbare Zeit auf dem Spielplatz vertändeln zu lassen.

Die Ökonomie sorgt dafür, dass sich die Rollenbilder ändern. Eine Gesellschaft mit hohen Überschüssen kann staatlicherseits soziale Sicherheit gewähren. Mütter sind nicht mehr auf ihre Männer als Ernährer angewiesen. Zugleich sieht sich, wer zu Hause bleibt, einem verstärkten Rechtfertigungsdruck ausgesetzt.

Die Mehrheit der Mütter geht arbeiten und viele nicht erwerbstätige Mütter würden gerne arbeiten gehen. Bis sich Familien und Job oder gar Karriere unter einen Hut bringen lassen, ist der Weg noch weit. Wenn der ökonomische Druck hierbei nachhelfen sollte – umso besser!