die taz-empfehlung
: Senatorische Sektlaune

Vielleicht ist Peter Gloystein tatsächlich jemand, der als Person der Zeitgeschichte demnächst im Brockhaus ein eigenes kleines Kapitel kriegt. Nicht, weil Gloystein mal Bremer Wirtschafts- und Kultursenator war. Sondern weil er sich selbst auf eine Art und Weise aus dem Amt bugsierte, die sogar in Süddeutschland für Aufsehen sorgte: Gloystein hatte auf einem Bremer Weinfest einen Obdachlosen vom Podium herab mit Sekt begossen. Passiert ist das im Mai 2005. Seinem schnellen Rücktritt zollte der damalige Bürgermeister „Respekt“.

Seitdem musste der Hamburger Gitarrist Jan Gloystein nicht nur einmal klarstellen, dass es keine Verwandtschaft zwischen ihm und dem Herrn Ex-Senator gibt. Aber der Charme des bürgerlichen Abgrunds ist dem Gitarristen nicht entgangen, zumal sich Sekt zu Champagner veredeln lässt: „Champagner Gloystein“ nannten er und seine drei Kollegen die neue Band, die mit deutschen Texten und Indierock prompt den Produzenten Chris von Rautenkranz („Blumfeld“, „Tocotronic“) für die Mitarbeit an ihrem Debüt gewinnen konnten. Heute abend stellen Champagner Gloystein das Album vor.

Zu erwarten sind allerdings Songs, die weniger aus der Singer/Songwriter-Ecke kommen – vielmehr sei man Anfang der 90er durch Bands wie „Fugazi“, „Hüsker Dü“ oder „No Means No“ musikalisch sozialisiert worden, sagt Sänger Elmar Günther. Aber das ist lange her. Man ist ruhiger geworden – das darf man aus dem Albumtitel schließen: „Moderate Extase“. KLI

heute, 21 Uhr, Grüner Jäger; Eintritt frei